Rathakara (Pacetana) Sutta

Der Streitwagenhersteller

Bei einer Gelegenheit hielt sich der Erhabene bei Varanasi, im Wildpark bei Isipatana, auf.  Dort richtete er sich an die Mönche:
„Mönche!“

„Ja, Herr“, antworteten die Mönche.

Der Erhabene sprach:
Einmal, Mönche, gab es einen König namens Pacetana.  Eines Tages wandte sich König Pacetana an seinen Streitwagenhersteller:
„Mein guter Streitwagenhersteller, in sechs Monaten von heute wird ein Kampf stattfinden. Kannst du mir ein neues Paar Streitwagenräder anfertigen?”

„Ja, Eure Majestät, das kann ich”, antwortete der Streitwagenhersteller dem König.

„Dann in sechs Monaten weniger sechs Tagen stellte der Streitwagenhersteller ein Rad her.  König Pacetana sprach zu ihm:
In sechs Tagen wird der Kampf stattfinden.  Wird das Paar Streitwagenräder fertig sein?"

„Eure Majestät, in diesen sechs Monaten weniger sechs Tagen habe ich ein Rad fertig gestellt.“

„Aber kannst du das zweite Rad in diesen sechs Tagen anfertigen?“

„Ja, Eure Majestät, das kann ich”, antwortete der Streitwagenhersteller dem König.

„Dann, nachdem er das zweite Rad in sechs Tagen fertig gestellt hatte, brachte der Streitwagenhersteller das Paar Räder zum König und sprach beim Eintreffen zu ihm:
„Hier, euer neues Paar Streitwagenräder ist fertig, Eure Majestät."

„Und was ist der Unterschied zwischen deinem Rad, das in sechs Monaten weniger sechs Tagen fertig gestellt wurde, und deinem Rad, das in sechs Tagen fertig gestellt wurde?  Ich sehe überhaupt keinen Unterschied zwischen ihnen."

„Es gibt einen Unterschied zwischen ihnen, Eure Majestät.  Sieht euch den Unterschied an."

Dann nahm der Streitwagenhersteller das Streitwagenrad, das in sechs Tagen fertig gestellt wurde und ließ es rollen.  Es rollte so weit, wie der Schwung es rollen ließ, und wirbelte dann mehrmals herum und fiel zu Boden.  Doch dann nahm er das Streitwagenrad, das in sechs Monaten weniger sechs Tagen fertig gestellt wurde und ließ es rollen.  Es rollte so weit, wie der Schwung es rollen ließ, und stand dann still, als ob es auf einer Achse befestigt wäre.

„Nun was ist der Grund, guter Streitwagenhersteller, was ist die Bedingung, warum das Streitwagenrad, das in sechs Tagen fertig gestellt wurde, wenn es zum Rollen gebracht wird, so weit rollt, wie der Schwung es rollen lässt, dann mehrmals herum wirbelt und zu Boden fällt?
Und was ist der Grund, was ist die Bedingung, warum das Streitwagenrad, das in sechs Monaten weniger sechs Tagen fertig gestellt wurde, wenn es zum Rollen gebracht wird, so weit rollt, wie der Schwung es rollen lässt, und dann still steht, als ob es auf einer Achse befestigt wäre?“

„Eure Majestät, was das Rad, das in sechs Tagen fertig gestellt wurde, betrifft, ist seine Felge krumm, mit Fehlern und Mängeln. 
Seine Speichen sind krumm, fehler- und mangelhaft.
Seine Radkappe ist krumm, fehler- und mangelhaft.
Da seine Felge krumm, fehler- und mangelhaft ist, seine Speichen krumm, fehler- und mangelhaft sind, seine Radkappe krumm, fehler- und mangelhaft ist, rollt es, wenn es zum Rollen gebracht wird, so weit wie der Schwung es rollen lässt, wirbelt dann mehrmals herum und fällt zu Boden.
Aber was das Rad, das in sechs Monaten weniger sechs Tagen fertig gestellt wurde, betrifft, ist seine Felge nicht krumm, fehler- und mangelhaft.
Seine Speichen sind nicht krumm, fehler- und mangelhaft.
Seine Radkappe ist nicht krumm, fehler- und mangelhaft.
Da seine Felge nicht krumm, fehler- und mangelhaft ist, seine Speichen nicht krumm, fehler- und mangelhaft sind, seine Radkappe nicht krumm, fehler- und mangelhaft ist, rollt es, wenn es zum Rollen gebracht wird, so weit wie der Schwung es rollen lässt, und steht dann still, als ob es auf einer Achse befestigt wäre.“

„Nun, ihr Mönche, wenn euch der Gedanke in den Sinn kommen sollte, dass der Streitwagenhersteller bei jener Gelegenheit jemand anders gewesen wäre, dann solltet ihr das so nicht sehen.  Ich selbst war der Streitwagenhersteller zu jener Zeit.  Ich war gewandt im Umgang mit den Krümmungen, den Fehlern, den Mängeln von Holz. 
Jetzt bin ich ein Würdiger, ein rechtens selbst Erwachter, gewandt im Umgang mit den Krümmungen, den Fehlern, den Mängeln von körperlichen Taten,
gewandt im Umgang mit den Krümmungen, den Fehlern, den Mängeln von sprachlichen Taten,
gewandt im Umgang mit den Krümmungen, den Fehlern, den Mängeln von geistigen Taten.

„Jeder Mönch oder jede Nonne, deren Krümmungen, Fehler und Mängel der körperlichen Taten, nicht aufgegeben wurden;
deren Krümmungen, Fehler und Mängel der sprachlichen Taten, nicht aufgegeben wurden;
deren Krümmungen, Fehler und Mängel der geistigen Taten, nicht aufgegeben wurden, ist von diesem Dhamma und dieser Ordens-Schulung weggefallen, genau wie das Rad, das in sechs Tagen fertig gestellt wurde.
Aber jeder Mönch oder Nonne, deren Krümmungen, Fehler und Mängel der körperlichen Taten, aufgegeben wurden;
deren Krümmungen, Fehler und Mängel der sprachlichen Taten, aufgegeben wurden;
deren Krümmungen, Fehler und Mängel der geistigen Taten, aufgegeben wurden, steht fest in diesem Dhamma und dieser Ordens-Schulung, genau wie das Rad, das in sechs Monaten weniger sechs Tagen fertig gestellt wurde.

„Deshalb solltet ihr euch üben:
,Wir werden Krümmungen, Fehler und Mängel in körperlichen Taten aufgeben.
Wir werden Krümmungen, Fehler und Mängel in sprachlichen Taten aufgeben.
Wir werden Krümmungen, Fehler und Mängel in geistigen Taten aufgeben.'
Auf diese Weise solltet ihr euch üben.“


translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu