Vihara Sutta (2)

Verweilen

„Mönche, ich werde euch die neun aufeinanderfolgenden Verweilens-Erreichungen lehren.  Hört zu und seid aufmerksam.  Ich werde sprechen."

„Wie ihr sagt, Herr”, antworteten die Mönche.

Der Erhabene sprach:
„Und was, Mönche, sind die neun aufeinanderfolgenden Verweilens-Erreichungen?

1  „Wo auch immer (die Absicht nach) Sinnlichkeit erlöscht und jene, die immer wieder Sinnlichkeit unterbinden, verweilen:
Dort sind jene Ehrwürdigen sicherlich, so sage ich euch, durch diesen Zustand frei von Hunger, entfesselt, hinübergelangt, an das jenseitige Ufer gelangt.

„Nun, wenn jemand sagen würde:
‚Wo erlöscht Sinnlichkeit?  Und wo verweilen jene, die immer wieder Sinnlichkeit unterbinden?  Ich weiß das nicht; ich sehe das nicht’, dann sollte man ihm antworten:
‚Es gibt den Fall, Freund, in dem ein Mönch, der sich ganz von Sinnlichkeit zurückgezogen, von ungeschickten Eigenschaften zurückgezogen hat, in das erste Jhana eintritt und darin verbleibt: Verzückung und Glücksgefühl, die aus der Zurückgezogenheit entstanden sind und von gelenkten Gedanken und Bewerten begleitet werden. 
Hier erlöschen Sinneslüste und hier verweilen jene, die immer wieder Sinneslüste unterbinden.’  

„Ein Mensch ohne Arglist und Tücke würde sicherlich sagen:
‚Sehr gut.’  Er würde sich an dieser Erklärung entzücken und sie gut heißen.  Sich an dieser Erklärung entzückend, sie gut heißend, sie huldigend und seine Hände vor seinem Herzen aneinanderlegend, würde er sie ehren.

2  „Wo auch immer gelenkte Gedanken und Bewerten erlöschen und jene, die immer wieder gelenkte Gedanken und Bewerten unterbinden, verweilen:
Dort sind jene Ehrwürdigen sicherlich, so sage ich euch, durch diesen Zustand frei von Hunger, entfesselt, hinübergelangt, an das jenseitige Ufer gelangt.

„Nun, wenn jemand sagen würde:
‚Wo erlöschen gelenkte Gedanken und Bewerten?  Und wo verweilen jene, die immer wieder gelenkte Gedanken und Bewerten unterbinden?  Ich weiß das nicht; ich sehe das nicht’, sollte man ihm antworten:
‚Es gibt den Fall, Freund, in dem ein Mönch mit der Stillung der gelenkten Gedanken und Bewerten in das zweite Jhana eintritt und darin verbleibt: Verzückung und Glücksgefühl, die aus der Sammlung entstanden sind, Einheit des Bewusstseins frei von gelenkten Gedanken und Bewerten, innere Beruhigung.
Hier erlöschen gelenkte Gedanken und Bewerten und hier verweilen jene, die immer wieder gelenkte Gedanken und Bewerten unterbinden.’ 

„Ein Mensch ohne Arglist und Tücke würde sicherlich sagen:
‚Sehr gut.’  Er würde sich an dieser Erklärung entzücken und sie gut heißen.  Sich an dieser Erklärung entzückend, sie gut heißend, sie huldigend und seine Hände vor seinem Herzen aneinanderlegend, würde er sie ehren.

3  „Wo auch immer Verzückung erlöscht und jene, die immer wieder Verzückung unterbinden, verweilen:
Dort sind jene Ehrwürdigen sicherlich, so sage ich euch, durch diesen Zustand frei von Hunger, entfesselt, hinübergelangt, an das jenseitige Ufer gelangt.

„Nun, wenn jemand sagen würde:
‚Wo erlöscht Verzückung?  Und wo verweilen jene, die immer wieder Verzückung unterbinden?  Ich weiß das nicht; ich sehe das nicht’, sollte man ihm antworten:
‚Es gibt den Fall, Freund, in dem ein Mönch mit dem Verblassen der Verzückung in Gleichmut verbleibt, achtsam und wissensklar und Glücksgefühl mit dem Körper empfindet.  Er tritt in das dritte Jhana ein, von dem die Edlen sagen ‚Gleichmütig und achtsam, verweilt er im Glücksgefühl’, und verbleibt darin. 
Hier erlöscht Verzückung und hier verweilen jene, die immer wieder Verzückung unterbinden.’ 

„Ein Mensch ohne Arglist und Tücke würde sicherlich sagen:
‚Sehr gut.’  Er würde sich an dieser Erklärung entzücken und sie gut heißen.  Sich an dieser Erklärung entzückend, sie gut heißend, sie huldigend und seine Hände vor seinem Herzen aneinanderlegend, würde er sie ehren.

4  „Wo auch immer das Glücksgefühl des Gleichmuts (1) erlöscht und jene, die immer wieder das Glücksgefühl des Gleichmuts unterbinden, verweilen:
Dort sind jene Ehrwürdigen sicherlich, so sage ich euch, durch diesen Zustand frei von Hunger, entfesselt, hinübergelangt, an das jenseitige Ufer gelangt.

„Nun, wenn jemand sagen würde:
‚Wo erlöscht das Glücksgefühl des Gleichmuts?  Und wo verweilen jene, die immer wieder das Glücksgefühl des Gleichmuts unterbinden?  Ich weiß das nicht; ich sehe das nicht’, sollte man ihm antworten:
‚Es gibt den Fall, Freund, in dem ein Mönch mit dem Aufgeben von Glücksgefühl und Schmerz, wie schon mit dem früheren Schwinden von Frohsinn und Gram, in das vierte Jhana eintritt und darin verbleibt: Reinheit der Gleichmut und Achtsamkeit, weder-Wohlgefühl-noch-Wehgefühl. 
Hier erlöscht das Glücksgefühl des Gleichmuts und hier verweilen jene, die immer wieder das Glücksgefühl des Gleichmuts unterbinden.’ 

„Ein Mensch ohne Arglist und Tücke würde sicherlich sagen:
‚Sehr gut.’  Er würde sich an dieser Erklärung entzücken und sie gut heißen.  Sich an dieser Erklärung entzückend, sie gut heißend, sie huldigend und seine Hände vor seinem Herzen aneinanderlegend, würde er sie ehren.

5  „Wo auch immer die Wahrnehmung von Form erlöscht und jene, die immer wieder die Wahrnehmung von Form unterbinden, verweilen:
Dort sind jene Ehrwürdigen sicherlich, so sage ich euch, durch diesen Zustand frei von Hunger, entfesselt, hinübergelangt, an das jenseitige Ufer gelangt.

„Nun, wenn jemand sagen würde:
‚Wo erlöscht die Wahrnehmung von Form?  Und wo verweilen jene, die immer wieder die Wahrnehmung von Form unterbinden?  Ich weiß das nicht; ich sehe das nich’”, sollte man ihm antworten:
‚Es gibt den Fall, Freund, in dem ein Mönch mit dem vollständigen Überwinden der Formwahrnehmungen, mit dem Schwinden der Widerstandswahrnehmungen, Mannigfaltigkeitswahrnehmungen nicht beachtend und ‚unendlichen Raum’ (wahrnehmend), in die Dimension der Raumunendlichkeit eintritt und darin verbleibt.
Hier erlöscht die Wahrnehmung von Form und hier verweilen jene, die immer wieder die Wahrnehmung von Form unterbinden.’

„Ein Mensch ohne Arglist und Tücke würde sicherlich sagen:
‚Sehr gut.’  Er würde sich an dieser Erklärung entzücken und sie gut heißen.  Sich an dieser Erklärung entzückend, sie gut heißend, sie huldigend und seine Hände vor seinem Herzen aneinanderlegend, würde er sie ehren.

6  „Wo auch immer die Wahrnehmung der Raumunendlichkeit erlöscht und jene, die immer wieder die Wahrnehmung der Raumunendlichkeit unterbinden, verweilen:
Dort sind jene Ehrwürdigen sicherlich, so sage ich euch, durch diesen Zustand frei von Hunger, entfesselt, hinübergelangt, an das jenseitige Ufer gelangt.

„Nun, wenn jemand sagen würde:
‚Wo erlöscht die Wahrnehmung der Raumunendlichkeit?  Und wo verweilen jene, die immer wieder die Wahrnehmung der Raumunendlichkeit unterbinden?  Ich weiß das nicht; ich sehe das nicht’, sollte man ihm antworten:
‚Es gibt den Fall, Freund, in dem ein Mönch mit dem vollständigen Überwinden der Dimension der Raumunendlichkeit, ‚unendliche Bewusstheit’ (wahrnehmend), in die Dimension der  Bewusstheitsunendlichkeit eintritt und darin verbleibt.
Hier erlöscht die Wahrnehmung der Raumunendlichkeit und hier verweilen jene, die immer wieder die Wahrnehmung der Raumunendlichkeit unterbinden.’ 

„Ein Mensch ohne Arglist und Tücke würde sicherlich sagen:
‚Sehr gut.’  Er würde sich an dieser Erklärung entzücken und sie gut heißen.  Sich an dieser Erklärung entzückend, sie gut heißend, sie huldigend und seine Hände vor seinem Herzen aneinanderlegend, würde er sie ehren.

7  „Wo auch immer die Wahrnehmung der Bewusstseinsunendlichkeit erlöscht und jene, die immer wieder die Wahrnehmung der Bewusstseinsunendlichkeit unterbinden, verweilen:
Dort sind jene Ehrwürdigen sicherlich, so sage ich euch, durch diesen Zustand frei von Hunger, entfesselt, hinübergelangt, an das jenseitige Ufer gelangt.

„Nun, wenn jemand sagen würde:
‚Wo erlöscht die Wahrnehmung der Bewusstseinsunendlichkeit?  Und wo verweilen jene, die immer wieder die Wahrnehmung der Bewusstseinsunendlichkeit unterbinden?  Ich weiß das nicht; ich sehe das nicht’, sollte man ihm antworten:
‚Es gibt den Fall, Freund, in dem ein Mönch mit dem vollständigen Überwinden der Dimension der Bewusstheitsunendlichkeit, ‚da ist nichts’ (wahrnehmend), in die Dimension des Nichts eintritt und darin verbleibt.
Hier erlöscht die Wahrnehmung der Bewusstseinsunendlichkeit und hier verweilen jene, die immer wieder die Wahrnehmung der Bewusstseinsunendlichkeit unterbinden.’

„Ein Mensch ohne Arglist und Tücke würde sicherlich sagen:
‚Sehr gut.’  Er würde sich an dieser Erklärung entzücken und sie gut heißen.  Sich an dieser Erklärung entzückend, sie gut heißend, sie huldigend und seine Hände vor seinem Herzen aneinanderlegend, würde er sie ehren.

8  „Wo auch immer die Wahrnehmung des Nichts erlöscht und jene, die immer wieder die Wahrnehmung des Nichts unterbinden, verweilen:
Dort sind jene Ehrwürdigen sicherlich, so sage ich euch, durch diesen Zustand frei von Hunger, entfesselt, hinübergelangt, an das jenseitige Ufer gelangt.

„Nun, wenn jemand sagen würde:
‚Wo erlöscht die Wahrnehmung des Nichts?  Und wo verweilen jene, die immer wieder die Wahrnehmung des Nichts unterbinden?  Ich weiß das nicht; ich sehe das nicht’, sollte man ihm antworten:
‚Es gibt den Fall, Freund, in dem ein Mönch mit dem vollständigen Überwinden der Dimension des Nichts in die Dimension der Weder Wahrnehmung Noch Nicht-Wahrnehmung eintritt und darin verbleibt.
Hier erlöscht die Wahrnehmung des Nichts und hier verweilen jene, die immer wieder die Wahrnehmung des Nichts unterbinden.’ 

„Ein Mensch ohne Arglist und Tücke würde sicherlich sagen:
‚Sehr gut.’  Er würde sich an dieser Erklärung entzücken und sie gut heißen.  Sich an dieser Erklärung entzückend, sie gut heißend, sie huldigend und seine Hände vor seinem Herzen aneinanderlegend, würde er sie ehren. .

9  „Wo auch immer die Wahrnehmung der Dimension der weder Wahrnehmung noch Nicht-Wahrnehmung erlöscht und jene, die immer wieder die Wahrnehmung der Dimension der weder Wahrnehmung noch Nicht-Wahrnehmung unterbinden, verweilen:
Dort sind jene Ehrwürdigen sicherlich, so sage ich euch, durch diesen Zustand frei von Hunger, entfesselt, hinübergelangt, an das jenseitige Ufer gelangt.

„Nun, wenn jemand sagen würde:
‚Wo erlöscht die Wahrnehmung der Dimension der Weder Wahrnehmung Noch Nicht-Wahrnehmung?  Und wo verweilen jene, die immer wieder die Wahrnehmung der Dimension der Weder Wahrnehmung Noch Nicht-Wahrnehmung unterbinden?  Ich weiß das nicht; ich sehe das nicht’, sollte man ihm antworten:
‚Es gibt den Fall, Freund, in dem ein Mönch dem vollständigen Überwinden der Dimension der Weder Wahrnehmung Noch Nicht-Wahrnehmung in die Beendigung von Wahrnehmung und Gefühl eintritt und darin verbleibt. (2)
Hier erlöscht die Wahrnehmung der Dimension der Weder Wahrnehmung Noch Nicht-Wahrnehmung und hier verweilen jene, die immer wieder die Wahrnehmung der Weder Wahrnehmung Noch Nicht-Wahrnehmung unterbinden.’ 

„Ein Mensch ohne Arglist und Tücke würde sicherlich sagen:
‚Sehr gut.’  Er würde sich an dieser Erklärung entzücken und sie gut heißen.  Sich an dieser Erklärung entzückend, sie gut heißend, sie huldigend und seine Hände vor seinem Herzen aneinanderlegend, würde er sie ehren.

„Diese, Mönche, sind die neun aufeinanderfolgenden Verweilens-Erreichungen."


Anmerkungen
  1. In AN 9.34 heißt es, dass ‚das Übel’ des dritten Jhānas, das im vierten Jhāna aufgegeben wird, Gleichmut sei.  Jedoch das vierte Jhāna enthält auch Gleichmut.  Somit scheint die Aussage in dieser Sutta - dass das ‚Glücksgefühl’ des Gleichmuts im vierten Jhāna aufgegeben wird - folgerichtiger mit dem vierten Jhāna, wie es in der Standartformel beschriebenen wird, zu sein.  AN 9.42 ist in diesem Punkt in Übereinstimmung.
  2. Man beachte, dass dieser Beschreibung der Beendigung von Wahrnehmung und Gefühl die Aussage fehlt, die oft an Stellen, wo dies Erreichung beschrieben wird, hinzugefügt ist: „Und als er mit Erkenntnis sieht, sind seine geistigen Ausströmungen (āsava) völlig beendet."

translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu