Ghosa Suttas

Die Stimme

125.  „Mönche, es gibt diese zwei Bedingungen für das Entstehen verkehrter Ansicht.  Welche zwei?

„Die Stimme eines anderen (1) und unangemessene Aufmerksamkeit.

„Diese sind die zwei Bedingungen für das Entstehen verkehrter Ansicht."


126.  „Mönche, es gibt diese zwei Bedingungen für das Entstehen rechter Ansicht.  Welche zwei?

„Die Stimme eines anderen und angemessene Aufmerksamkeit.
 
„Diese sind die zwei Bedingungen für das Entstehen rechter Ansicht."


Anmerkung

(1)  Woodward, in der PTS-Übersetzung, übersetzt Parato ghoso als ,eine Stimme aus einer anderen Welt’ und interpretiert es in einer Fußnote als ‚Hellhörigkeit aus einer anderen (Welt).’ 
Um seine Überlegungen zusammenzufassen: Wenn gewöhnliche Rede gemeint wäre, wäre das Wort vaacaa oder vaacii anstelle von ghoso verwendet worden, und wenn eine andere Person gemeint wäre, wäre aññassa oder aññatarassa anstelle von parato verwendet worden. 
Schließlich stellt er fest, dass diese Passage auch in MN 43 erscheint, wo sie einer Aussage über ‚außergewöhnliche Kräfte’ folgt, und dies soll offenbar zeigen, dass in diesem Zusammenhang diese Aussage auf die Art von übersinnlichem Wissen, das von außergewöhnlichen Kräften stammt, verweisen muss.

Es gibt mehrere Probleme mit dieser Auslegung, die erste wäre, dass es keinen Raum lässt für ein Ereignis, das viele Male im Kanon geschieht: Menschen gewinnen rechte Ansicht, da sie einfach die Worte einer anderen Person vernahmen. 
Ein Gelehrter hat versucht, um diesen Einwand herumzukommen, indem er sagt, dass die sich Stimme aus einer anderen Welt auf die Stimme des Buddhas oder auf einen der edlen Schüler, die durch das Vernehmen der Stimme des Buddhas Erwachen erlangt haben, beziehen muss.  Die Folgerung daraus wäre, dass nur die Worte dieser zwei Menschengruppen zu rechter Ansicht erwecken könnten. 
Dieser Standpunkt wird aber durch die Tatsache widerlegt, dass in Mv.I.23.5 der ehrwürdige Sariputta, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht dem Buddha begegnet ist, in der Lage ist, das Erscheinen des Dhamma-Auges im ehrwürdigen Moggallana zu erwecken.  Diese Passage erscheint in der langen Entstehungs-Geschichte, die zu den Regeln führt, die von der Ordination handeln, und beweist einen wichtigen Punkt um die Tradition der Ordination zu bestätigen: dass eine Person, die dem Buddha nicht begegnet ist, rechte Ansicht und sogar Erwachen im Geist eines anderen dennoch erwecken kann. 
Also der Kanon selbst widerlegt beide dieser auf das Jenseits gerichtete Interpretationen dieser Aussage.

Was die sprachwissenschaftliche Beweisführung von Woodward betrifft:
Es ist schwer für einen Nicht-Muttersprachler einer toten Sprache, die Begründung, in den Köpfen von einem Muttersprachler in dieser Sprache vorging, zu verstehen, aber es könnte der Fall gewesen sein, dass der Buddha das Wort aññassa für ,andere’ vermied, weil es leicht mit eine anderen Bedeutung von aññassa, nämlich ,in Bezug auf das Wissen eines Arahants’, verwechselt werden hätte können.
Was vaacii und aññatarassa betrifft, keines von ihnen passt den Kontext.  Vaacii ist eine Stammform, die in Verbindungen verwendet wird, und aññatarassa bedeutet ,von einer gewissen Person’.
Dies lässt vaacaa ,Aussage’ als eine mögliche Alternative, aber vielleicht wählte der Buddha ghoso, um Raum für die Möglichkeit zu lassen, dass man manchmal eine andere Person zur Vernunft bringen kann, nur indem man sich räuspert.

Schließlich was der Absatz von MN 43 betrifft: Diese Sutta ist eine lange Reihe von Fragen und Antworten, die plötzlich von Thema zu Thema wechseln, so ist es schwer zu sagen, dass die Sutta einen klaren Kontext für jeden ihrer Aussagen liefert. 
Abgesehen davon, es ist jedoch nicht einmal der Fall, dass diese Absatz einer Aussage über außergewöhnliche Kräfte folgt.  Tatsächlich folgt sie auf zwei Fragen über Erkenntnis, die wiederum einer Erörterung der formlosen Jhanas folgen - dies müssen offenbar die ,außergewöhnlichen Kräfte’, welche von Woodward erwähnt wurden, sein - und wie IX.36 und MN 140 zeigen, ist es möglich, Erkenntnis zu entwickeln auf der Grundlage dieser Errungenschaften ohne übersinnliche Kräfte.


translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu