Kosala Sutta

Der Kosaler

1  „Mönche, soweit sich Kasi und Kosala erstrecken, soweit sich die Herrschaft von König Pasenadi, dem Kosaler, erstreckt, wird König Pasenadi, der Kosaler, als Höchster angesehen.  Doch selbst bei König Pasenadi, dem Kosaler, gibt es noch Veränderung, gibt es Wandel.
Dies sehend, ernüchtert der unterwiesene Schüler der Edlen diesbezüglich.  Diesbezüglich ernüchternd, wird er leidenschaftslos gegenüber dem Höchsten und noch viel mehr gegenüber dem Geringwertigeren.

2  „So weit wie die Sonne und der Mond kreisen und dabei die Richtungen mit ihrem Licht erleuchten, erstreckt sich der tausendfache Kosmos.  In diesem tausendfachen Kosmos gibt es tausend Monde, tausend Sonnen, tausend Sunerus - Könige der Berge;
tausend Rosenapfel Kontinente (1), tausend Unsterbliche Ochsenwagen (Kontinente), tausend Nördliche Kuru (Kontinente), tausend Östliche Videha (Kontinente);
viertausend große Ozeane, viertausend Große Könige;
tausend (Himmel der) Vier Großen Könige, tausend (Himmel der) Dreiunddreißig, tausend (Himmel der) Yamas, tausend (Himmel der) Tusitas, tausend Himmel der Nimmanaratis, tausend Himmel der Paranimmitavasavattis (2) und tausend Brahma Welten.
Und in diesem tausendfachen Kosmos wird der große Brahma als Höchster angesehen. Doch selbst beim Großen Brahma gibt es noch Veränderung, gibt es Wandel.
Dies sehend, ernüchtert der unterwiesene Schüler der Edlen diesbezüglich.  Diesbezüglich ernüchternd, wird er leidenschaftslos gegenüber dem Höchsten und noch viel mehr gegenüber dem Geringwertigeren.

3  „Es kommt eine Zeit, in der dieser Kosmos sich entflechtet.  Wenn der Kosmos sich entflechtet, gehen die meisten Wesen in den (Himmel der) Strahlenden ein.  Dort bleiben sie für eine lange, lange Zeit - durch den Geist gezeugt, durch Verzückung versorgt, selbst-strahlend, wandeln sie im Himmel und verweilen in Pracht.
Wenn der Kosmos sich entflechtet, werden die Strahlenden Devas als Höchste angesehen.  Doch selbst bei den Strahlenden Devas gibt es noch Veränderung, gibt es Wandel.
Dies sehend, ernüchtert der unterwiesene Schüler der Edlen diesbezüglich.  Diesbezüglich ernüchternd, wird er leidenschaftslos gegenüber dem Höchsten und noch viel mehr gegenüber dem Geringwertigeren.

4  „Es gibt diese zehn Gesamtheits-Dimensionen.  Welche zehn? 
Man nimmt die Erd-Gesamtheit oben, unten, rundherum wahr: nicht getrennt (3), unbegrenzt.
Man nimmt die Wasser-Gesamtheit oben, unten, rundherum wahr: nicht getrennt, unbegrenzt.
Man nimmt die Feuer-Gesamtheit oben, unten, rundherum wahr: nicht getrennt, unbegrenzt.
Man nimmt die Wind-Gesamtheit oben, unten, rundherum wahr: nicht getrennt, unbegrenzt.
Man nimmt die Blau-Gesamtheit oben, unten, rundherum wahr: nicht getrennt, unbegrenzt.
Man nimmt die Gelb-Gesamtheit oben, unten, rundherum wahr: nicht getrennt, unbegrenzt.
Man nimmt die Rot-Gesamtheit oben, unten, rundherum wahr: nicht getrennt, unbegrenzt.
Man nimmt die Weiß-Gesamtheit oben, unten, rundherum wahr: nicht getrennt, unbegrenzt.
Man nimmt die Raum-Gesamtheit oben, unten, rundherum wahr: nicht getrennt, unbegrenzt.
Man nimmt die Bewusstheits-Gesamtheit oben, unten, rundherum wahr: nicht getrennt, unbegrenzt.
Dies sind die zehn Gesamtheiten. 
Nun, von diese zehn Gesamtheiten, ist diese die Höchste:
wenn man die Bewusstheits-Gesamtheit oben, unten, rundherum wahrnimmt: nicht getrennt, unbegrenzt.  Und es gibt Wesen, die in dieser Weise wahrnehmen.  Doch selbst bei den Wesen, die in dieser Weise wahrnehmen, gibt es noch Veränderung, gibt es Wandel.
Dies sehend, ernüchtert der unterwiesene Schüler der Edlen diesbezüglich.  Diesbezüglich ernüchternd, wird er leidenschaftslos gegenüber dem Höchsten und noch viel mehr gegenüber dem Geringwertigeren.

5  „Es gibt diese acht Dimensionen (geistiger) Meisterung.  Welche acht?

i  „Form innerlich einzig wahrnehmend, sieht man Formen äußerlich als begrenzt, schön und hässlich.  Man meistert es und hat die Wahrnehmung:
„Ich erkenne, ich sehe."
Dies ist die erste Dimension (geistiger) Meisterung.

ii  „Form innerlich einzig wahrnehmend, sieht man Formen äußerlich als unermesslich, schön und hässlich.  Man meistert es und hat die Wahrnehmung:
‚Ich weiß, ich sehe.’
Dies ist die zweite Dimension (geistiger) Meisterung.

iii  „Formlosigkeit innerlich einzig wahrnehmend, sieht man Formen äußerlich als begrenzt, schön und hässlich.  Man meistert es und hat die Wahrnehmung:
‚Ich weiß, ich sehe.’
Dies ist die dritte Dimension (geistiger) Meisterung.

iv  „Formlosigkeit innerlich einzig wahrnehmend, sieht man Formen äußerlich als unermesslich, schön und hässlich.  Man meistert es und hat die Wahrnehmung:
‚Ich weiß, ich sehe.’
Dies ist die vierte Dimension (geistiger) Meisterung.

v  „Formlosigkeit innerlich einzig wahrnehmend, sieht man Formen äußerlich als blau, blau in ihrer Farbe, blau in ihrer äußeren Erscheinung, blau in ihrem Glanz. 
Gleichwie eine Flachsblume blau, blau in ihrer Farbe, blau in ihrer äußeren Erscheinung, blau in ihrem Glanz ist oder
gleichwie Musselin aus Benares, beidseitig glatt, blau, blau in seiner Farbe, blau in seiner äußeren Erscheinung, blau in seinem Glanz ist,
in der gleichen Weise sieht man, Formlosigkeit innerlich einzig wahrnehmend, Formen äußerlich als blau, blau in ihrer Farbe, blau in ihrer äußeren Erscheinung, blau in ihrem Glanz.  Man meistert es und hat die Wahrnehmung:
‚Ich weiß, ich sehe.’
Dies ist die fünfte Dimension (geistiger) Meisterung.

vi  „Formlosigkeit innerlich einzig wahrnehmend, sieht man Formen äußerlich als gelb, gelb in ihrer Farbe, gelb in ihrer äußeren Erscheinung, gelb in ihrem Glanz. 
Gleichwie eine Kannikarablume gelb, gelb in ihrer Farbe, gelb in ihrer äußeren Erscheinung, gelb in ihrem Glanz ist oder
gleichwie Musselin aus Benares, beidseitig glatt, gelb, gelb in seiner Farbe, gelb in seiner äußeren Erscheinung, gelb in seinem Glanz ist,
in der gleichen Weise sieht man, Formlosigkeit innerlich einzig wahrnehmend, Formen äußerlich als gelb, gelb in ihrer Farbe, gelb in ihrer äußeren Erscheinung, gelb in ihrem Glanz.  Man meistert es und hat die Wahrnehmung:
‚Ich weiß, ich sehe.’
Dies ist die sechste Dimension (geistiger) Meisterung.

vii  „Formlosigkeit innerlich einzig wahrnehmend, sieht man Formen äußerlich als rot, rot in ihrer Farbe, rot in ihrer äußeren Erscheinung, rot in ihrem Glanz. 
Gleichwie eine Bandha-Jivakablume rot, rot in ihrer Farbe, rot in ihrer äußeren Erscheinung, rot in ihrem Glanz ist oder
gleichwie Musselin aus Benares, beidseitig glatt, rot, rot in seiner Farbe, rot in seiner äußeren Erscheinung, rot in seinem Glanz ist,
in der gleichen Weise sieht man, Formlosigkeit innerlich einzig wahrnehmend, Formen äußerlich als rot, rot in ihrer Farbe, rot in ihrer äußeren Erscheinung, rot in ihrem Glanz.  Man meistert es und hat die Wahrnehmung:
‚Ich weiß, ich sehe.’
Dies ist die siebte Dimension (geistiger) Meisterung.

viii  „Formlosigkeit innerlich einzig wahrnehmend, sieht man Formen äußerlich als weiß, weiß in ihrer Farbe, weiß in ihrer äußeren Erscheinung, weiß in ihrem Glanz. 
Gleichwie eine Morgenstern weiß, weiß in seiner Farbe, weiß in seiner äußeren Erscheinung, weiß in seinem Glanz ist oder
gleichwie Musselin aus Benares, beidseitig glatt, weiß, weiß in seiner Farbe, weiß in seiner äußeren Erscheinung, weiß in seinem Glanz ist,
in der gleichen Weise sieht man, Formlosigkeit innerlich einzig wahrnehmend, Formen äußerlich als weiß, weiß in ihrer Farbe, weiß in ihrer äußeren Erscheinung, weiß in ihrem Glanz.  Man meistert es und hat die Wahrnehmung:
‚Ich weiß, ich sehe.’
Dies ist die achte Dimension (geistiger) Meisterung.

„Diese sind die acht Dimensionen (geistiger) Meisterung. 
Nun, von diesen acht Dimensionen (geistiger) Meisterung, ist diese die Höchste:
wenn man, Formlosigkeit innerlich einzig wahrnehmend, Formen äußerlich als weiß, weiß in ihrer Farbe, weiß in ihrer äußeren Erscheinung, weiß in ihrem Glanz sieht.  Und es gibt Wesen, die in dieser Weise wahrnehmen.  Doch selbst bei den Wesen, die in dieser Weise wahrnehmen, gibt es noch Veränderung, gibt es Wandel.
Dies sehend, ernüchtert der unterwiesene Schüler der Edlen diesbezüglich.  Diesbezüglich ernüchternd, wird er leidenschaftslos gegenüber dem Höchsten und noch viel mehr gegenüber dem Geringwertigeren.

6  Es gibt diese vier Übungsweisen.  Welche vier?
Unangenehme Übungsweise mit langsamer Eingebung, unangenehme Übungsweise mit schneller Eingebung, angenehme Übungsweise mit langsamer Eingebung und angenehme Übungsweise mit schneller Eingebung.
Dies sind die vier Übungsweisen. 
Nun von diesen vier Übungsweisen ist dies die Höchste:
angenehme Übungsweise mit schneller Eingebung.  Und es gibt Wesen, deren Übungsweise so ist.  Doch selbst bei den Wesen, deren Übungsweise so ist, gibt es noch Veränderung, gibt es Wandel.
Dies sehend, ernüchtert der unterwiesene Schüler der Edlen diesbezüglich.  Diesbezüglich ernüchternd, wird er leidenschaftslos gegenüber dem Höchsten und noch viel mehr gegenüber dem Geringwertigeren.

7  „Es gibt diese vier Wahrnehmungen.  Welche vier?
Man nimmt das Begrenzte (gewöhnliche Wahrnehmungen) wahr. 
Man nimmt das Ausgeweitete (den Geist in Jhana) wahr.  
Man nimmt das Unermessliche (den Geist in den Brahma Vihara) wahr. 
Man nimmt die Dimension des Nichts wahr: ‚Da ist nichts.’.
Dies sind die vier Wahrnehmungen.
Nun von diesen vier Wahrnehmungen, ist diese die Höchste:
wenn man die Dimension des Nichts wahrnimmt: ‚Da ist nichts.’.  Und es gibt Wesen, die in dieser Weise wahrnehmen.  Doch selbst bei den Wesen, die in dieser Weise wahrnehmen, gibt es noch Veränderung, gibt es Wandel.
Dies sehend, ernüchtert der unterwiesene Schüler der Edlen diesbezüglich.  Diesbezüglich ernüchternd, wird er leidenschaftslos gegenüber dem Höchsten und noch viel mehr gegenüber dem Geringwertigeren.

8  Die höchste Ansicht außerhalb (des Dhamma) ist diese:
‚Wäre es nicht, würde es für mich nicht eintreten, es wird nicht sein, es wird für mich nicht eintreten.’ 
Man kann erwarten, dass jemandem mit dieser Ansicht (die Wahrnehmung) der Nicht-Widerlichkeit des Werdens nicht in den Sinn kommen wird und ihm (die Wahrnehmung) der Widerlichkeit der Beendigung des Werdens nicht in den Sinn kommen wird.  Und es gibt Wesen, die diese Ansicht haben.  Doch selbst bei den Wesen, die diese Ansicht haben, gibt es noch Veränderung, gibt es Wandel.
Dies sehend, ernüchtert der unterwiesene Schüler der Edlen diesbezüglich.  Diesbezüglich ernüchternd, wird er leidenschaftslos gegenüber dem Höchsten und noch viel mehr gegenüber dem Geringwertigeren.

9  „Es gibt einige Brahmanen und Asketen, die die höchste Reinheit eines Wesens verkünden. (4)
Nun von jenen, die die höchste Reinheit eines Wesens verkünden, sind diese die Höchsten:
jene die mit dem vollständigen Überwinden der Dimension des Nichts in die Dimension der Weder Wahrnehmung Noch Nicht-Wahrnehmung eintreten und darin verbleiben und, es unmittelbar erkennend und verwirklichend, ihr Dhamma lehren.  Und es gibt Wesen, die in dieser Weise lehren.  Doch selbst bei den Wesen, die in dieser Weise lehren, gibt es noch Veränderung, gibt es Wandel.
Dies sehend, ernüchtert der unterwiesene Schüler der Edlen diesbezüglich.  Diesbezüglich ernüchternd, wird er leidenschaftslos gegenüber dem Höchsten und noch viel mehr gegenüber dem Geringwertigeren.

10  „Es gibt einige Brahmanen und Asketen die erhabenste Entfesselung im Hier und Jetzt kundtun.
Nun von denjenigen, die die erhabenste Entfesselung im Hier und Jetzt kundtun, ist dies die Höchste:
Befreiung durch Nicht-Anhaften, nachdem man, wie sie geworden sind (yathābhūtam), das Entstehen, das Vergehen, die Verlockung, der Nachteil und den Ausweg aus den sechs Sinneskontakt-Trägern erkannt hat. 
Und wenn ich dies lehre, wenn ich dies darlege, beschuldigen mich einige Brahmanen und Asketen falsch, unwahr, hohl, eitel zu sein (und sie sagen:)
‚Der Asket Gotama zeigt nicht das vollständige Begreifen der Sinnlichkeit, zeigt nicht das vollständige Begreifen der Formen, zeigt nicht das vollständige Begreifen der Gefühle auf.’ 
Aber ich zeige das vollständige Begreifen der Sinnlichkeit, ich zeige das vollständige Begreifen der Formen, ich zeige das vollständige Begreifen der Gefühle auf.  Nicht hungernd, entfesselt, Hier und Jetzt kühl geworden, verkünde ich die völlige Entfesselung aufgrund von fehlendem Anhaften."


Anmerkungen
  1. Die Rosenapfel Kontinent ist ein altertümlicher Name für den indischen Subkontinent.  Klassische buddhistische Kosmologie betrachtete die Welt, als sei sie in vier Kontinenten rund um den Berg Suneru angeordnet.  Im Süden war der Rosenapfel Kontinent; im Westen der Unsterbliche Ochsenwagen Kontinent; im Norden der Nördliche Kuru Kontinent; und im Osten der Östliche Videha Kontinent.
  2. Der Ausdruck ‚tausend Himmel der Nimmanaratis’ und ‚tausend Himmel der Paranimmitavasavattis’ steht in der singhalesischen Ausgabe des Pali-Kanon, aber nicht in der thailändischen Ausgabe.
  3. Advayam (Nicht-Dualität).
  4. Siehe Sn 4.11, notes 2 and 4.

translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu