Ich habe gehört, dass bei einer
Gelegenheit sich der Erhabene in
Savatth, im Jeta Hain, Anathapindikas Kloster, aufhielt. Dort richtete er sich an die Mönche:
„Mönche!"
„Ja, Herr”, antworteten die Mönche.
Der Erhabene sprach:
„Selbst wenn ein Mönch nicht in der
Geistesweise anderer bewandt ist (1), sollte er sich selbst üben:
‚Ich werde bewandt sein, meinen eigenen
Geist zu lesen.’
„Und wie ist ein Mönch bewandt seinen eigenen Geist zu lesen?
„Und wie ist ein Mönch bewandt seinen eigenen Geist zu lesen?
Stellt euch eine junge Frau vor - oder einen Mann - die sich gerne schmückt,
das Bild ihres eigenen Antlitz in einem hellen, sauberen Spiegel oder einer
Schüssel mit klarem Wasser prüfend:
Wenn sie dort irgendwelchen Schmutz oder Makel sähe, würde sie versuchen,
ihn zu entfernen. Wenn sie dort keinen
Schmutz oder Makel sähe, wäre sie erfreut, ihre Absichten (Entschlüsse) wären
erfüllt:
‚Welch Glück habe ich! Wie rein bin
ich!’
„In der gleichen Weise ist Selbstprüfung eines Mönches sehr fruchtbar in Bezug auf geschickte Eigenschaften: (2)
‚Verbleibe ich meistens begehrend oder
nicht begehrend?
Mit übelwollenden Geist oder ohne übelwollenden
Geist?
Von Trägheit und Schläfrigkeit überwältigt
oder ohne Trägheit und Schläfrigkeit?
Ruhelos oder nicht ruhelos?
In Ungewissheit oder frei von Ungewissheit?
Zornig oder nicht zornig?
Mit beschmutzten Gedanken oder ohne
beschmutzte Gedanken?
Mit erwecktem Körper oder nicht erwecktem
Körper?
Faul oder mit erweckter Beharrlichkeit?
Ohne gesammelten Geist oder mit
gesammelten Geist?’
„Wenn ein Mönch beim Überprüfen erkennt:
‚Meistens verbleibe ich begierig, mit übelwollenden
Geist, von Trägheit und Schläfrigkeit überwältigt, ruhelos, in Ungewissheit, zornig,
mit beschmutzten Gedanken, mit nicht erwecktem Körper, faul oder ohne gesammelten
Geist’,
dann sollte er zusätzliches Begehren, Mühe, Stärke, Bestrebung, Unnachgiebigkeit, Achtsamkeit und Wissensklarheit hervorbringen, um genau jene schlechten,
ungeschickten Eigenschaften aufzugeben.
„Gleichwie eine Person, deren Turban oder Kopf brennen
würde, zusätzliche Begierde, Mühe, Stärke, Bestrebung, Unnachgiebigkeit, Achtsamkeit und Wissensklarheit hervorbringen würde, um
die Flammen auf seinem Turban oder Kopf zu löschen,
in der gleichen Weise sollte der
Mönch zusätzliche Begierde, Mühe, Stärke, Bestrebung, Unnachgiebigkeit, Achtsamkeit und Wissensklarheit hervorbringen, um genau jene schlechten, ungeschickten Eigenschaften aufzugeben.
„Aber wenn ein Mönch beim Überprüfen erkennt:
‚Meistens verbleibe ich unbegierig,
ohne übelwollenden Geist, frei von Trägheit und Schläfrigkeit, nicht ruhelos, frei
von Ungewissheit, nicht zornig, mit unbeschmutzten Gedanken, mit erweckten
Körper, mit erweckter Beharrlichkeit und mit gesammelten Geist’,
dann ist es seine Pflicht, sich zu bemühen, genau diese geschickten
Eigenschaften auf einer höheren Stufe um des Endens der geistigen Ausströmungen
(āsava) willen zu wahren."
Anmerkungen
- D.h. nicht bewandt den Geist anderer zu lesen.
- D.h. wenn er sich auf diese Weise benimmt.
translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu