„Ein Mönch, der auf einen höheren Geist bedacht ist, sollte regelmäßig drei Motiven Aufmerksamkeit schenken:
Er sollte regelmäßig dem Motiv der Geistessammlung Aufmerksamkeit schenken;
er sollte regelmäßig dem Motiv der erhebenden Tatkraft Aufmerksamkeit
schenken;
er sollte regelmäßig dem Motiv des Gleichmuts Aufmerksamkeit schenken.
„Wenn der Mönch, der auf einen höheren Geist bedacht ist, ausschließlich dem
Motiv der Geistessammlung Aufmerksamkeit schenken würde, ist es möglich, dass
sein Geist sich zur Faulheit neigen würde.
Wenn er ausschließlich dem Motiv der erhebenden Tatkraft Aufmerksamkeit
schenken würde, ist es möglich, dass sein Geist sich zur Ruhelosigkeit neigen
würde.
Wenn er ausschließlich dem Motiv des Gleichmuts Aufmerksamkeit schenken
würde, ist es möglich, dass sein Geist nicht auf rechte Weise für das Enden der
Ausströmungen (āsava) gesammelt wäre.
Aber wenn er regelmäßig dem Motiv der Geistessammlung Aufmerksamkeit
schenkt, regelmäßig dem Motiv der erhebenden Tatkraft Aufmerksamkeit schenkt, regelmäßig
dem Motiv des Gleichmuts Aufmerksamkeit schenkt, ist sein Geist geschmeidig,
formbar, leuchtend und nicht spröde. Er
ist auf rechte Weise gesammelt für das Enden der Ausströmungen.
„Gleichwie ein Goldschmied oder Goldschmiedlehrling einen Schmelztiegel aufbauen würde. Nachdem er den Schmelztiegel aufgebaut hätte, würde er das Auffanggefäß heizen. Nachdem er das Auffanggefäß geheizt hätte, würde er etwas Gold mit seiner Zange nehmen und es in das Gefäß legen. Er würde regelmäßig darauf blasen, würde es regelmäßig mit Wasser berieseln, würde es regelmäßig gut untersuchen.
Wenn er ausschließlich darauf blasen würde, wäre es möglich, dass das Gold
verglühen würde.
Wenn er es ausschließlich mit Wasser berieseln würde, ist es möglich, dass
das Gold erkalten würde.
Wenn er es ausschließlich untersuchen würde, wäre es möglich, dass das Gold
nicht einwandfrei Vollendung kommen.
Aber wenn er regelmäßig darauf bläst, es regelmäßig mit Wasser berieselt,
es regelmäßig gut untersucht, wird das Gold geschmeidig, formbar und
leuchtend. Es ist nicht spröde und ist bearbeitungsbereit.
„Dann welchen Schmuck auch immer er im Sinn hat - sei es ein Gürtel, ein
Ohrring, eine Halskette oder eine Goldkette - dafür würde das Gold seinem Zweck
dienen.
„In gleicher Weise sollte ein Mönch, der auf einen höheren Geist bedacht ist, regelmäßig drei Motiven Aufmerksamkeit schenken:
Er sollte regelmäßig dem Motiv der Geistessammlung Aufmerksamkeit schenken;
er sollte regelmäßig dem Motiv der erhebenden Tatkraft Aufmerksamkeit
schenken;
er sollte regelmäßig dem Motiv des Gleichmuts Aufmerksamkeit schenken.
Wenn der Mönch, der auf einen höheren Geist bedacht ist, ausschließlich dem
Motiv der Geistessammlung Aufmerksamkeit schenken würde, ist es möglich, dass
sein Geist sich zur Faulheit neigen würde.
Wenn er ausschließlich dem Motiv der erhebenden Tatkraft Aufmerksamkeit
schenken würde, ist es möglich, dass sein Geist sich zur Ruhelosigkeit neigen
würde.
Wenn er ausschließlich dem Motiv des Gleichmuts Aufmerksamkeit schenken
würde, ist es möglich, dass sein Geist nicht auf rechte Weise für das Enden der
Ausströmungen gesammelt wäre.
Aber wenn er regelmäßig dem Motiv der Geistessammlung Aufmerksamkeit
schenkt, regelmäßig dem Motiv der erhebenden Tatkraft Aufmerksamkeit schenkt,
regelmäßig dem Motiv des Gleichmuts Aufmerksamkeit schenkt, ist sein Geist
geschmeidig, formbar, leuchtend und nicht spröde. Er ist auf rechte Weise gesammelt für das
Enden der Ausströmungen.
„Dann je nachdem, welchem der höheren
Kenntnisse er seinen
Geist zuwendet, um sie zu erkennen und zu verwirklichen, kann er sie für sich selbst erleben, wenn es ein Öffnen gibt.
„Wenn er will, übt er vielfältige übernatürlichen Kräfte aus.
Einer seiend, wird er viele; aus vielen,
wird er einer. Er erscheint. Er verschwindet. Er geht ungehindert durch
Wände, Wälle und Berge, als wäre es Luft. Er
taucht in die Erde hinein und hinaus, als wäre es Wasser. Er geht auf Wasser ohne zu sinken, als wäre es trockenes Land. Er fliegt im Schneidersitz
durch die Luft wie ein geflügelter Vogel. Er berührt und streichelt mit seiner Hand selbst die Sonne und den Mond, die so mächtigen und
gewaltigen. Er
wirkt mit seinem Körper sogar bis in die Brahma Welten hin.
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.
„Wenn er will, vernimmt er - mittels des göttlichen Ohrs, dem geläuterten und das Menschliche übertreffend - beiderlei Laute, göttliche und menschliche, nah oder fern.
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.
„Wenn er will, kennt er das Bewusstsein anderer Wesen, anderer
Personen, indem er es mit seinem eigenen Bewusstsein umfasst.
Er erkennt einen Geist mit Leidenschaft als ein Geist mit Leidenschaft und einen Geist ohne Leidenschaft als Geist
ohne Leidenschaft.
Er erkennt einen Geist mit Abneigung als ein Geist mit Abneigung und ein Geist
ohne Abneigung als Geist ohne
Abneigung.
Er erkennt einen Geist
mit Verblendung als Geist mit Verblendung und
ein Geist ohne Verblendung
als Geist ohne Verblendung.
Er erkennt einen eingeschränkten Geist als eingeschränkten Geist und einen zerstreuten Geist als einen zerstreuten Geist.
Er erkennt einen ausgeweiteten Geist als einen ausgeweiteten Geist und ein einen
nicht ausgeweiteten Geist als einen
nicht ausgeweiteten Geist.
Er erkennt einen übertreffbaren Geist als einen
übertreffbaren Geist und eine
unübertroffen Geist als einen unübertroffen
Geist.
Er erkennt einen gesammelten Geist als einen gesammelten Geist und einen ungesammelten
Geist als einen ungesammelten Geist.
Er erkennt einen befreiten Geist als einen befreiten Geist und einen unbefreiten
Geist als einen unbefreiten Geist.
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.
„Wenn er will, ruft er sich seine vielfältigen vergangenen Leben (1) ins Gedächtnis zurück. Nämlich eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier, fünf, zehn, zwanzig, dreißig, vierzig,
fünfzig, hundert, tausend, hunderttausend, zahllose Weltzeitalter der
Zusammenziehung des Alls, zahllose Weltzeitalter der Ausdehnung des Alls, zahllose Weltzeitalter der Zusammenziehung und der Ausdehnung des Alls (wobei er sich erinnert:),
‚Dort hatte ich solch einen Namen, gehörte ich solch einer Sippe an, hatte ich
solch ein Äußeres. Derart war meine Nahrung, derart war meine Erfahrung mit Wohlgefühl und Wehgefühl,
derart war mein Lebensende. Nachdem ich von diesem Zustand dahingeschieden
war, erschien doch dort wieder.
Auch dort hatte ich solch einen Namen,
gehörte ich solch einer Sippe an, hatte
ich solch ein Äußeres. Derart war meine Nahrung, derart war meine Erfahrung mit Wohlgefühl und Wehgefühl,
derart war mein Lebensende. Nachdem ich von diesem Zustand
dahingeschieden war, erschien ich hier wieder.’ So
erinnert er sich seiner vielfältigen
vergangenen Leben in seinen Formen und Einzelheiten.
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.
„Wenn er will, sieht er - mittels des göttlichen
Auges, dem geläuterten und das Menschliche
übertreffend - wie Wesen vergehen und wieder erscheinen,
und er erkennt, wie sie ihrem Kamma entsprechend unterrangig und höher
stehend, schön und hässlich, glücklich
und glücklos sind:
‚Diese Wesen - die mit
schlechtem Verhalten in Körper, Sprache
und Geist versehen waren, die die Edlen schmähten, verkehrte Ansichten hatten und Handlungen
von verkehrten Ansichten beeinflusst begingen - sind beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, in der Ebene der Entbehrung, in der schlechten Bestimmung, in den niedrigen Reichen, in
der Hölle wiedererschienen.
Aber jene Wesen -
die mit gutem Verhalten in Körper, Sprache und Geist versehen waren,
die die Edlen nicht schmähten, rechte Ansichten hatten und Handlungen von rechten Ansichten beeinflusst begingen - sind beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, in der guten Bestimmung, in den himmlischen Welten
wiedererschienen.’
Somit - mittels des
göttlichen Auges, dem geläuterten und das
Menschliche übertreffend - sieht
er, wie Wesen ihrem Kamma entsprechend vergehen und wieder erscheinen, und erkennt er, wie sie unterrangig und höher stehend, schön und hässlich, glücklich und glücklos sind.
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.
„Wenn er will, dann
durch das Enden der geistigen
Ausströmungen (āsava), verweilt er in der Bewusstseins-Befreiung
ohne geistige Ausströmungen und in der Befreiung durch Erkenntnis, sie genau im Hier und Jetzt für sich selbst erfahrend und verwirklichend.
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.“
Anmerkung des Übersetzers
Der traditionelle Titel für diese Sutta (Samugatta Sutta:
Entstehen-heit) hat nichts mit ihrem Inhalt zu tun. Deshalb habe ich ihr einen neuen Titel
gegeben.
Anmerkungen
(1) Wörtlich:
frühere zu Hause.
translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu