Gavesin Sutta

Über Gavesin

Bei einer Gelegenheit befand sich der Erhabene mit einer großen Gemeinschaft von Mönchen auf einer Wanderschaft bei den Kosaler.  Als er einen Weg entlang ging, sah er an einem bestimmten Ort einen großen Sala-Wald.  Er verließ den Weg und begab sich zum Sala-Wald.  Als er ihn erreichte, ging er hinein und lächelte plötzlich an einer bestimmten Stelle.  Dann dachte sich der ehrwürdige Ananda:
„Was ist der Grund, was ist die Bedingung, warum der Erhabene plötzlich lächelt?  Es ist nicht ohne Absicht, dass ein Tathagata plötzlich lächelt."  Somit sagte er zum Erhabenen:
„Was ist der Grund, was ist die Bedingung, warum der Erhabene plötzlich lächelt?  Es ist nicht ohne Absicht, dass ein Tathagata plötzlich lächelt." 

„An diesem Ort, Ananda, war einmal eine große Stadt, mächtig, wohlhabend, bevölkerungsreich, mit Leuten überfüllt.  Und an jenem Ort verweilte Kassapa, der Erhabene, würdig und vollkommen selbst-erwacht.  Nun hatte Kassapa, der Erhabene, würdig und vollkommen selbst-erwacht, einen Laienanhänger, namens Gavesin, der sich hinsichtlich seiner Tugend nicht ausnahmslos übte.  Aber es gab 500 Leute, die durch Gavesin angeregt, sich selbst zu Laienanhängern bekannten, jedoch sich hinsichtlich ihrer Tugend auch nicht ausnahmslos übten.

„Dann dachte sich Gavesin, der Laienanhänger:
‚Ich bin der Förderer dieser 500 Laienanhänger, ihr Führer und ihr Vorbild, aber hinsichtlich meiner Tugend übe ich mich nicht ausnahmslos, gleich wie sie sich hinsichtlich ihrer Tugend nicht ausnahmslos üben.
In dieser Hinsicht sind wir genau gleich; es gibt (für mich) kein Extra.  Wie wäre es mit etwas Extra!’  Somit begab er sich zu den 500 Laienanhängern.  Beim Eintreffen sprach er zu ihnen:
‚Von heute an solltet ihr mich als einen ansehen, der sich hinsichtlich seiner Tugend ausnahmslos übt.’

„Dann dachten sich die 500 Laienanhängern:
‚Meister Gavesin ist unser Förderer, unser Führer und unser Vorbild.  Er wird sich nun hinsichtlich seiner Tugend ausnahmslos üben. 
Also warum sollten wir es nicht auch?’  Somit begaben sie sich zu Gavesin.  Beim Eintreffen sprachen sie zu ihm:
‚Von heute an sollte Meister Gavesin die 500 Laienanhänger als Leute ansehen, die sich hinsichtlich ihrer Tugend ausnahmslos üben.’

„Dann dachte sich Gavesin, der Laienanhänger:
‚Ich bin der Förderer dieser 500 Laienanhänger, ihr Führer und ihr Vorbild.  Ich übe mich hinsichtlich meiner Tugend ausnahmslos, gleich wie sie sich hinsichtlich ihrer Tugend ausnahmslos üben.
In dieser Hinsicht sind wir genau gleich; es gibt (für mich) kein Extra.  Wie wäre es mit etwas Extra!’  Somit begab er sich zu den 500 Laienanhängern.  Beim Eintreffen sprach er zu ihnen:
‚Von heute an solltet ihr mich als einen ansehen, der das keusche Leben ausübt, das enthaltsame Leben ausübt, der sich des Geschlechtsverkehrs, dörflerisches Verhalten, enthält.’

„Dann dachten sich die 500 Laienanhängern:
‚Meister Gavesin ist unser Förderer, unser Führer und unser Vorbild.  Er wird nun das keusche Leben ausüben, das enthaltsame Leben ausüben, sich des Geschlechtsverkehrs, der Dorfbewohner, enthalten. 
Also warum sollten wir es nicht auch?’  Somit begaben sie sich zu Gavesin.  Beim Eintreffen sprachen sie zu ihm:
‚Von heute an sollte Meister Gavesin die 500 Laienanhänger als Leute ansehen, die das keusche Leben ausüben, das enthaltsame Leben ausüben, die sich des Geschlechtsverkehrs, dörflerisches Verhalten, enthalten.’

„Dann dachte sich Gavesin, der Laienanhänger:
‚Ich bin der Förderer dieser 500 Laienanhänger, ihr Führer und ihr Vorbild. Ich übe das keusche Leben aus, übe das enthaltsame Leben aus, enthalte mich des Geschlechtsverkehrs, dörflerisches Verhalten, gleich wie sie das keusche Leben ausüben, das enthaltsame Leben ausüben, sich des Geschlechtsverkehrs, dörflerisches Verhalten, enthalten.
In dieser Hinsicht sind wir genau gleich; es gibt (für mich) kein Extra.  Wie wäre es mit etwas Extra!’  Somit begab er sich zu den 500 Laienanhängern.  Beim Eintreffen sprach er zu ihnen:
‚Von heute an solltet ihr mich als einen ansehen, der nur eine Mahlzeit am Tag zu sich nimmt, der es unterlässt, nachts zu essen, sich der Mahlzeit zur verkehrten Tageszeit enthält.’

„Dann dachten sich die 500 Laienanhängern:
‚Meister Gavesin ist unser Förderer, unser Führer und unser Vorbild.  Er wird nun nur eine Mahlzeit am Tag essen, es unterlassen, nachts zu essen, sich der Mahlzeiten zur verkehrten Tageszeit enthalten. 
Also warum sollten wir es nicht auch?’  Somit begaben sie sich zu Gavesin.  Beim Eintreffen sprachen sie zu ihm:
‚Von heute an sollte Meister Gavesin die 500 Laienanhänger als Leute ansehen, die nur eine Mahlzeit am Tag essen, es unterlassen, nachts zu essen, sich der Mahlzeiten zur verkehrten Tageszeit enthalten.’

„Dann dachte sich Gavesin, der Laienanhänger:
‚Ich bin der Förderer dieser 500 Laienanhänger, ihr Führer und ihr Vorbild.  Ich übe mich hinsichtlich meiner Tugend ausnahmslos, gleich wie sie sich hinsichtlich ihrer Tugend ausnahmslos üben.
Ich übe das keusche Leben aua, übe das enthaltsame Leben aus, enthalte mich des Geschlechtsverkehrs, dörflerisches Verhalten, gleich wie sie das keusche Leben ausüben, das enthaltsame Leben ausüben, sich des Geschlechtsverkehrs, dörflerisches Verhalten,  enthalten.
Ich nur eine Mahlzeit am Tag, unterlasse es, nachts zu essen, enthalte mich der Mahlzeiten zur verkehrten Tageszeit, gleich wie sie nur eine Mahlzeit am Tag essen, es unterlassen, nachts zu essen, sich der Mahlzeiten zur verkehrten Tageszeit enthalten.
In dieser Hinsicht sind wir genau gleich; es gibt (für mich) kein Extra.  Wie wäre es mit etwas Extra!’

„Somit begab er sich zu Kassapa, dem Erhabenen, würdig und vollkommen selbst-erwacht.  Beim Eintreffen sprach er zu ihm:
‚Herr, möge ich den Auszug (in das Leben eines Wandermönchs) im Beisein des Erhabenen erhalten.  Möge ich die Mönchsweihe erhalten.’  So erhielt er den Auszug (in das Leben eines Wandermönchs) im Beisein von Kassapa, dem Erhabenen, würdig und vollkommen selbst-erwacht, erhielt er die Mönchsweihe. 
Und nicht lange nach seiner Aufnahme - als er alleine, zurückgezogen, umsichtig, eifrig und entschlossen verweilte - erreichte er in kurzer Zeit das höchste Ziel des heiligen Lebens, für das Sippenmitglieder zu Recht vom häuslichen Leben in die Hauslosigkeit ziehen, und verblieb darin, es genau im Hier und Jetzt für sich selbst erfahrend und verwirklichend.  Er wusste:
„Geburt ist beendet, das heilige Leben erfüllt, die Aufgabe erledigt.  Es gibt nichts weiteres um dieser Welt Willen.’ 
Und so wurde Gavesin, der Mönch, ein weiterer Arahant.

„Dann dachten sich die 500 Laienanhängern:
‚Meister Gavesin ist unser Förderer, unser Führer und unser Vorbild.  Er ist, nachdem er sich seinen Bart und seine Haare geschoren hat, das ockerfarbene Gewand an gelegt hat, vom häuslichen Leben in die Hauslosigkeit gezogen. 
Also warum sollten wir es nicht auch?’ 

„Somit begaben sie sich zu Kassapa, dem Erhabenen, würdig und vollkommen selbst-erwacht.  Beim Eintreffen sprachen sie zu ihm:
‚Herr, mögen wir den Auszug (in das Leben eines Wandermönchs) im Beisein des Erhabenen erhalten.  Mögen wir die Mönchsweihe erhalten.’  So erhielten sie den Auszug (in das Leben eines Wandermönchs) im Beisein von Kassapa, dem Erhabenen, würdig und vollkommen selbst-erwacht, erhielten sie die Mönchsweihe. 

„Dann dachte sich Gavesin, der Mönch:
‚Ich erlange nach Belieben - ohne Mühe oder Schwierigkeiten - dieses unübertroffene Glücksgefühl der Befreiung.  Oh, mögen diese 500 Mönche nach Belieben - ohne Mühe oder Schwierigkeiten - dieses unübertroffene Glücksgefühl der Befreiung erlangen!’
Dann erlangten jene 500 Mönche - als sie alleine, zurückgezogen, umsichtig, eifrig und entschlossen verweilten  - in kurzer Zeit das höchste Ziel des heiligen Lebens, für das Sippenmitglieder zu Recht vom häuslichen Leben in die Hauslosigkeit ziehen, und verblieben darin, es genau im Hier und Jetzt für sich selbst erfahrend und verwirklichend.  Sie wussten:
‚Geburt ist beendet, das heilige Leben erfüllt, die Aufgabe erledigt.  Es gibt nichts weiteres um dieser Welt Willen.’ 
Und so verwirklichten jene 500 Mönche  - von Gavesin angeführt, nach immer Höherem, immer Verfeinertem strebend - die unübertroffene Befreiung.

„Nun, Ananda, solltet ihr euch schulen:
‚Wir werden, indem wir nach immer Höherem, immer Verfeinertem streben, die unübertroffene Befreiung verwirklichten.’
Auf diese Weise solltet ihr euch schulen."


translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu