Sona Sutta

Über Sona

Ich habe gehört, dass bei einer Gelegenheit sich der Erhabene in der Nähe von Rajagaha auf dem Geierspitzen Berg aufhielt.  Und bei jener Gelegenheit hielt sich der ehrwürdige Sona in der Nähe Rajagaha im Kühlen Wald auf.  Dann als der ehrwürdige Sona in Zurückgezogenheit meditierte (nachdem er so lange in der Gehmeditation auf und abgegangen war, bis seine Fußsohlen wund waren und bluteten), kam dieser Gedankengang in seinem Bewusstsein auf:
„Ich bin einer jener Schüler des Erhabenen, deren Beharrlichkeit erweckt ist, aber mein Geist wird nicht von den Ausströmungen durch mangelndes Anhaften/ Ernähren befreit.  Nun hat meine Familie genug Reichtum, so dass es möglich wäre, Reichtum zu genießen und Verdienst zu tun.  Was wenn ich mich von der Schulung lossagen und zum niederen Leben zurückkehren, Reichtum genießen und Verdienst tun würde?"

Der Erhabene erfasste mit seinem Bewusstsein den Gedankengang im Bewusstsein des ehrwürdigen Sonas und verschwand daraufhin - gerade wie ein starker Mann seinen gebeugten Arm ausstrecken könnte oder den ausgestreckten Arm beugen könnte - vom Geierspitzen Berg und erschien im Kühlen Wald gerade vor dem ehrwürdigen Sona wieder.
Er ließ sich auf einem vorbereiteten Sitz nieder.  Der ehrwürdige Sona verbeugte sich vor dem Erhabenen und setzte sich zur Seite.  Als er da saß, sprach der Erhabene zu ihm:
„Gerade, als du in Zurückgezogenheit meditiert hast, kam nicht dieser Gedankengang in deinem Bewusstsein auf:
‚Ich bin einer jener Schüler des Erhabenen, deren Beharrlichkeit erweckt ist, aber mein Geist wird nicht von den Ausströmungen durch mangelndes Anhaften/ Ernähren befreit.  Nun hat meine Familie genug Reichtum, so dass es möglich wäre, Reichtum zu genießen und Verdienst zu tun.  Was wenn ich mich von der Schulung lossagen und zum niederen Leben zurückkehren, Reichtum genießen und Verdienst tun würde?’"

„Ja , Herr."

„Nun was meinst du, Sona.   Früher als du noch in einem Haus lebtest, warst du geschickt im Vina (Laute) Spielen?"

„Ja , Herr."

„Und was meinst du, wenn die Saiten deiner Vina zu straff gespannt waren, war deine Vina wohlklingend  und spielbar?"

„Nein, Herr."

„Und was meinst du, wenn die Saiten deiner Vina zu locker gespannt waren, war deine Vina wohlklingend  und spielbar?"

„Nein, Herr."

„Und was meinst du, wenn die Saiten deiner Vina weder zu straff noch zu locker gespannt waren und auf eine mittlere Tonhöhe gestimmt (1) waren, war deine Vina wohlklingend  und spielbar?"


„Ja, Herr."

„In der gleichen Weise, Sona, führt zu angespannte Beharrlichkeit zur Ruhelosigkeit und zu lasche Beharrlichkeit führt zur Faulheit.  Somit solltest du die richtige Tonhöhe für deine Beharrlichkeit festlegen, stimme (2) die Tonhöhe der (fünf) Fähigkeiten darauf ab und nimm dann dein Motiv auf."

„Ja, Herr", antwortete der ehrwürdige Sona dem Erhabenen. 

Dann verschwand der Erhabene, nachdem er den ehrwürdigen Sona mit dieser Ermahnung belehrt hatte - gerade wie ein starker Mann seinen gebeugten Arm ausstrecken könnte oder den ausgestreckten Arm beugen könnte - vom Kühlen Wald und erschien auf dem Geierspitzen Berg wieder.

Nun danach legte der ehrwürdige Sona die richtige Tonhöhe für seine Beharrlichkeit fest, stimmte die Tonhöhe der (fünf) Fähigkeiten darauf ab und nahm dann sein Motiv auf.
Er verweilte alleine, zurückgezogen, umsichtig, eifrig und entschlossen und erreichte in kurzer Zeit das höchste Ziel des heiligen Lebens, für das Sippenmitglieder zu Recht vom häuslichen Leben in die Hauslosigkeit ziehen, und verblieb darin, es genau im Hier und Jetzt für sich selbst erfahrend und verwirklichend..  Er wusste:
„Geburt ist beendet, das heilige Leben erfüllt, die Aufgabe erledigt.  Es gibt nichts weiteres um dieser Welt Willen."  Und so wurde der ehrwürdige Sona ein weiterer Arahant.

Dann, als der ehrwürdige Sona Arahantschaft erlangt hatte, dachte er sich:
„Was wenn ich mich zum Erhabenen begäbe und beim Eintreffen Erlösungserkenntnis (Gnosis) in seiner Anwesenheit erklären würde?"  Somit begab er sich zum Erhabenen.  Beim Eintreffen verbeugte er sich vor ihm und setzte sich zur Seite.  Als er dort saß, sprach er zum Erhabenen:
„Wenn ein Mönch ein Arahant ist und seine (geistigen) Ausströmungen (āsava) beendet sind und er die Erfüllung erreicht, die Aufgabe erledigt, die Bürde niedergelegt, das wahre Ziel erlangt und die Fessel des Werdens völlig zerstört hat und durch rechte Erlösungserkenntnis befreit ist, ist er sechs Dingen zugeneigt:
der Entsagung, der Zurückgezogenheit, der Nicht-Bedrückung (Herzensgüte), das Enden des Begehrens, das Enden von Anhaften/Ernährung und der Nicht-Verblendung.

„Nun mag sich ein gewisser Ehrwürdigen denken:
‚Vielleicht ist dieser Ehrwürdige lediglich aufgrund seiner Überzeugung stützend der Entsagung zugeneigt’, aber man sollte dies nicht auf diese Weise sehen. 
Der Mönch, dessen Ausströmungen beendet sind und der (das heilige Leben) erfüllt hat, sieht bei sich nichts mehr, was noch zu tun wäre oder was dem Getanem noch hinzuzufügen wäre.
Aufgrund der Beendigung der Leidenschaft, des Frei Seins von Leidenschaft, ist er der Entsagung zugeneigt.
Aufgrund der Beendigung der Abneigung, des Frei Seins von Abneigung, ist er der Entsagung zugeneigt.
Aufgrund der Beendigung der Verblendung, des Frei Seins von Verblendung, ist er der Entsagung zugeneigt.

„Nun mag sich ein gewisser Ehrwürdigen denken:
‚Vielleicht ist dieser Ehrwürdige nur aufgrund des Wunsches nach Gewinn, Verehrung und Ruhm der Zurückgezogenheit zugeneigt’, aber man sollte dies nicht auf diese Weise sehen. 
Der Mönch, dessen Ausströmungen beendet sind und der (das heilige Leben) erfüllt hat, sieht bei sich nichts mehr, was noch zu tun wäre oder was dem Getanem noch hinzuzufügen wäre.
Aufgrund der Beendigung der Leidenschaft, des Frei Seins von Leidenschaft, ist er der Zurückgezogenheit zugeneigt.
Aufgrund der Beendigung der Abneigung, des Frei Seins von Abneigung, ist er der Zurückgezogenheit zugeneigt .
Aufgrund der Beendigung der Verblendung, des Frei Seins von Verblendung, ist er der Zurückgezogenheit zugeneigt.

„Nun mag sich ein gewisser Ehrwürdigen denken:
‚Vielleicht ist dieser Ehrwürdige nur der Nicht-Bedrückung zugeneigt, da er auf die Bindung an Regeln und Bräuche als Wesentliches zurückgreift’, aber man sollte dies nicht auf diese Weise sehen. 
Der Mönch, dessen Ausströmungen beendet sind und der (das heilige Leben) erfüllt hat, sieht bei sich nichts mehr, was noch zu tun wäre oder was dem Getanem noch hinzuzufügen wäre.
Aufgrund der Beendigung der Leidenschaft, des Frei Seins von Leidenschaft, ist er der Nicht-Bedrückung zugeneigt.
Aufgrund der Beendigung der Abneigung, des Frei Seins von Abneigung, ist er der Nicht-Bedrückung zugeneigt.
Aufgrund der Beendigung der Verblendung, des Frei Seins von Verblendung, ist er der Nicht-Bedrückung zugeneigt.

„Aufgrund der Beendigung der Leidenschaft, des Frei Seins von Leidenschaft, ist er dem Enden des Begehrens zugeneigt.
Aufgrund der Beendigung der Abneigung, des Frei Seins von Abneigung, ist er dem Enden des Begehrens zugeneigt.
Aufgrund der Beendigung der Verblendung, des Frei Seins von Verblendung, ist er dem Enden des Begehrens zugeneigt.

„Aufgrund der Beendigung der Leidenschaft, des Frei Seins von Leidenschaft, ist er dem Enden von Anhaften/Ernährung zugeneigt.
Aufgrund der Beendigung der Abneigung, des Frei Seins von Abneigung, ist er dem Enden von Anhaften/Ernährung zugeneigt.
Aufgrund der Beendigung der Verblendung, des Frei Seins von Verblendung, ist er dem Enden von Anhaften/Ernährung zugeneigt.

„Aufgrund der Beendigung der Leidenschaft, des Frei Seins von Leidenschaft, ist er der Nicht-Verblendung zugeneigt.
Aufgrund der Beendigung der Abneigung, des Frei Seins von Abneigung, ist er der Nicht-Verblendung zugeneigt.
Da Verblendung beendet ist, da er frei von Verblendung ist, ist er der Nicht-Verblendung zugeneigt.

„Selbst wenn mächtige, durch das Auge erkennbare Formen, in den Sichtbereich eines Mönchs, dessen Geist derart recht befreit ist, kommen, ist sein Geist weder überwältigt noch beteiligt.  Still seiend, Unerschütterlich erlangt, betrachtet er ihr Vergehen.
Und selbst wenn mächtige, durch das Ohr erkennbare Laute in den Hörbereich eines Mönchs, dessen Geist derart recht befreit ist, kommen, ist sein Geist weder überwältigt noch beteiligt.  Still seiend, Unerschütterlich erlangt, betrachtet er ihr Vergehen.
Und selbst wenn mächtige, durch die Nase erkennbare Düfte in den Geruchsbereich eines Mönchs, dessen Geist derart recht befreit ist, kommen, ist sein Geist weder überwältigt noch beteiligt.  Still seiend, Unerschütterlich erlangt, betrachtet er ihr Vergehen.
Und selbst wenn mächtige, durch die Zunge erkennbare Geschmäcker in den Schmeckbereich eines Mönchs, dessen Geist derart recht befreit ist, kommen, ist sein Geist weder überwältigt noch beteiligt.  Still seiend, Unerschütterlich erlangt, betrachtet er ihr Vergehen.
Und selbst wenn mächtige, durch den Körper erkennbare Tastempfindungen in den Tastbereich eines Mönchs, dessen Geist derart recht befreit ist, kommen, ist sein Geist weder überwältigt noch beteiligt.  Still seiend, Unerschütterlich erlangt, betrachtet er ihr Vergehen.
Und selbst wenn mächtige, durch den Intellekt erkennbare Gedanken in den Denkbereich eines Mönchs, dessen Geist derart recht befreit ist, kommen, ist sein Geist weder überwältigt noch beteiligt.  Still seiend, Unerschütterlich erlangt, betrachtet er ihr Vergehen.

„Gleich wie da ein Bergfels wäre - ohne Risse, ohne Brüche, eine feste Masse - und dann käme von Osten her ein mächtiger Sturm mit Wind und Regen: der Berg würde weder schwanken noch zittern noch beben.
Und dann käme von Westen her ein mächtiger Sturm mit Wind und Regen: der Berg würde weder schwanken noch zittern noch beben.
Und dann käme von Westen her ein mächtiger Sturm mit Wind und Regen: der Berg würde weder schwanken noch zittern noch beben.
Und dann käme von Süden her ein mächtiger Sturm mit Wind und Regen: der Berg würde weder schwanken noch zittern noch beben.

„In der gleichen Weise selbst wenn selbst wenn mächtige, durch das Ohr erkennbare Laute in den Hörbereich eines Mönchs, dessen Geist derart recht befreit ist, kommen, ist sein Geist weder überwältigt noch beteiligt.  Still seiend, Unerschütterlich erlangt, betrachtet er ihr Vergehen.
Und selbst wenn mächtige, durch die Nase erkennbare Düfte in den Geruchsbereich eines Mönchs, dessen Geist derart recht befreit ist, kommen, ist sein Geist weder überwältigt noch beteiligt.  Still seiend, Unerschütterlich erlangt, betrachtet er ihr Vergehen.
Und selbst wenn mächtige, durch die Zunge erkennbare Geschmäcker in den Schmeckbereich eines Mönchs, dessen Geist derart recht befreit ist, kommen, ist sein Geist weder überwältigt noch beteiligt.  Still seiend, Unerschütterlich erlangt, betrachtet er ihr Vergehen.
Und selbst wenn mächtige, durch den Körper erkennbare Tastempfindungen in den Tastbereich eines Mönchs, dessen Geist derart recht befreit ist, kommen, ist sein Geist weder überwältigt noch beteiligt.  Still seiend, Unerschütterlich erlangt, betrachtet er ihr Vergehen.
Und selbst wenn mächtige, durch den Intellekt erkennbare Gedanken in den Denkbereich eines Mönchs, dessen Geist derart recht befreit ist, kommen, ist sein Geist weder überwältigt noch beteiligt.  Still seiend, Unerschütterlich erlangt, betrachtet er ihr Vergehen.“


Wenn sich das Herz neigt,
zu der Entsagung, der Zurückgezogenheit,
der Herzensgüte, dem Enden des Begehrens,
dem Enden des Anhaftens und der Nicht-Verblendung,
das Entstehen der Sinnesträger sehend,
ist der Geist recht befreit.
Für jenen Mönch, recht befreit,
sein Herz in Frieden,
gibt es nichts zu vollbringen,
dem Vollbrachten
nichts hinzuzufügen.
Gleich wie ein einziger Fels nicht durch den Wind bewegt wird,
gleich so, haben alle Formen, Geschmäcker, Laute,
Düfte, Kontakte,
Gedanken, wünschenswerte oder nicht,
keine Auswirkung auf jenen, der So ist.
Der Geist
- gestillt, völlig befreit -
betrachtet
ihr Vergehen.


Anmerkungen
  1. Wörtlich: errichtet.
  2. Wörtlich: durchschauen, aufspüren.

translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu