Bei einer Gelegenheit wanderte der Erhabene dem Weg zwischen Ukkattha und
Setabya entlang und Dona, der Brahmane, wanderte auch dem Weg zwischen Ukkattha
und Setabya entlang. Dona, der Brahmane,
erblickte in den Fußspuren des Erhabenen, Räder mit tausend Speichen zusammen
mit Felgen und Naben, vollkommen in all ihren Eigentümlichkeiten. Als er sie sah, dachte er sich:
„Wie wunderbar! Wie erstaunlich!
Dies sind keine Fußspuren eines
Menschen!"
Dann verließ der Erhabene den Weg und setzte sich an den Fuß eines bestimmten Baumes - mit gekreuzten Beinen, mit aufgerichtetem Körper und Achtsamkeit vor sich gefestigt. Dann erblickte Dona, der den Fußspuren des Erhabenen gefolgt war, ihn am Fuße des Baumes sitzend, zuversichtlich, Zuversicht erweckend, mit gestillten Sinnen, mit gestilltem Geist, mit höchster Beherrschung und Ruhe, gebändigt, behütet, mit gezügelten Sinnen, ein Naga. (1)
Als er ihn sah, begab ersich zu ihm und sprach:
„Meister, seid ihr eine Deva?" (2)
„Nein, Brahmane, ich bin keine Deva."
„Seid ihr ein Gandhabba?"
„Nein, Brahmane, ich bin kein Gandhabba.“
„Seid ihr ein Yakkha?"
„Nein, Brahmane, ich bin kein Yakkha.“
„Seid ihr ein Mensch?"
„Nein, Brahmane, ich bin kein Mensch."
„Auf die Frage:
‚Seid ihr eine Deva?’, antwortet ihr:
‚Nein, Brahmane, ich bin keine Deva.’
„Auf die Frage:
‚Seid ihr ein Gandhabba?’, antwortet ihr:
‚Nein, Brahmane, ich bin kein Gandhabba.’
„Auf die Frage:
‚Seid ihr ein Yakkha?’, antwortet ihr:
‚Nein, Brahmane, ich bin kein Yakkha.’
„Auf die Frage:
‚Seid ihr ein Mensch?’, antwortet ihr:
‚Nein, Brahmane, ich bin kein Mensch.’
Was für ein Wesen seid ihr dann?"
„Brahmane, die geistigen Ausströmungen (āsava), durch die ich - wenn ich sie nicht aufgegeben hätte - eine Deva wäre:
Jene sind in mir aufgegeben, ihre Wurzel zerstört, wie einem Baumstumpf der
Palmyrapalme gleichgemacht, der Entwicklungsbedingungen beraubt, nicht mehr für
künftiges Entstehen bestimmt.
„Die geistigen Ausströmungen, durch die ich - wenn ich sie nicht aufgegeben
hätte - ein Gandhabba wäre:
Jene sind in mir aufgegeben, ihre Wurzel zerstört, wie einem Baumstumpf der
Palmyrapalme gleichgemacht, der Entwicklungsbedingungen beraubt, nicht mehr für
künftiges Entstehen bestimmt.
„Die geistigen Ausströmungen,, durch die ich - wenn ich sie nicht
aufgegeben hätte - ein Yakkha wäre:
Jene sind in mir aufgegeben, ihre Wurzel zerstört, wie einem Baumstumpf der
Palmyrapalme gleichgemacht, der Entwicklungsbedingungen beraubt, nicht mehr für
künftiges Entstehen bestimmt.
„Die geistigen Ausströmungen,, durch die ich - wenn ich sie nicht
aufgegeben hätte - ein Mensch wäre:
Jene sind in mir aufgegeben, ihre Wurzel zerstört, wie einem Baumstumpf der
Palmyrapalme gleichgemacht, der Entwicklungsbedingungen beraubt, nicht mehr für
künftiges Entstehen bestimmt
„Gleich wie eine rote, blaue oder weiße Lotusblume - im Wasser geboren und im Wasser gewachsen, sich über das Wasser erhebend - aufrecht steht, ohne dass das Wasser sie befleckt,
in der gleichen Weise verweile ich - in der Welt geboren und in der Welt gewachsen, die Welt überwunden - ohne dass die Welt
mich befleckt.
Besinne dich meiner als ‚erwacht’.“
Die geistigen Ausströmungen, durch die ich in ein
Deva- Dasein überginge
oder ein Gandhabba im Himmel würde
oder in ein Yakkha-Dasein und Menschen- Dasein überginge:
Jene wurden von mir vernichtet,
zerstört, ihre Stämme entfernt.
Wie eine blaue Lotus sich erhebt,
unbefleckt vom Wasser,
so bin ich unbefleckt von der Welt
und somit, Brahmane,
bin ich erwacht.
Anmerkungen
(1) Naga ist ein Begriff, der verwendet wird, um ein großes Wesen zu beschreiben, wie einen Elefanten oder eine große, magische Schlange. Buddhisten nahmen den Begriff als Epithet für den Buddha und seine Arahant Schüler auf.
(2) Dona stellt seine Fragen im grammatikalischen Futur, das zu vielen Diskussionen, was dieser ganze Dialog bedeutet, geführt hat:
Fragt er, was der Buddha in einem zukünftigen Leben sein
wird, oder fragt er, was er gerade jetzt ist? Der Kontext der Diskussion scheint die zweite
Alternative zu verlangen - Dona will wissen, was für ein Wesen solche
erstaunlichen Fußspuren haben würde, und die Darstellung des Buddhas von der
Lotosblume beschreibt seinen gegenwärtigen Zustand - aber die Grammatik von
Donas Fragen scheint die erste Alternative zu verlangen.
AK Warder, in seiner Einführung in Pali (S. 55), merkt
jedoch an, dass das Futur oft verwendet wird, um Ratlosigkeit, Überraschung
oder Staunen über etwas in der Gegenwart auszudrücken: „Was könnte dies
sein?" oder „Was in aller Welt ist das?"
Dies scheint die Bedeutung für Donas Fragen hier zu sein.
Seine frühere Äußerung - Dies sind keine
Fußspuren eines Menschen - ist auch im Futur formuliert und die Stimmung des
Staunens erstreckt sich über sein Gespräch mit dem Buddha.
Es ist auch möglich, dass Buddhas Antworten auf Donas Fragen
- die wie die Fragen ins Futur gesetzt sind - eine Art Wortspiel sind, in dem
der Buddha das Futur in seinen beiden Bedeutungen benutzt, um sowohl auf seinen
gegenwärtigen als auch zukünftigen Zustand hinzuweisen.
Buddhas Weigerung, sich als Mensch zu identifizieren, bezieht sich auf eine Behauptung, die immer wieder Im Kanon gemacht wird, dass eine erwachte Person in keiner Weise definiert werden kann. Dazu sieht MN 72, SN 22.85, SN 22.86 und den Aufsatz „A Verb for Nirvana".
Da ein Geist mit Anhaften durch sein Festhalten ‚lokalisiert
wird’, nimmt eine erwachte Person keinen Platz in irgendeiner Welt ein: deshalb
ist er/sie von der Welt (loka) nicht
befleckt wie die Lotusblüte, die vom Wasser nicht befleckt ist.
translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu