Sangarava Sutta

An Sangarava

Dann begab sich der Brahmane Sangarava zum Erhabenen und tauschte beim Eintreffen höfliche Grüsse mit ihm aus.  Nach einem Austausch von freundlichen Grüssen und Höflichkeiten setzte er sich zur Seite.  Als er da saß, sprach er zum Erhabenen:
„Ich sage, Meister Gotama.  Wir Brahmanen bringen Opfer dar und halten andere dazu an, Opfer darzubringen. Und wer immer ein Opfer darbringt, wer immer andere dazu anhält, Opfer darzubringen, alle sie haben sich in einer verdienstvollen Tätigkeit geübt - die Opferhandlung - die unzähligen Wesen (zugute kommt).  
Wer aber seine Familie verlassen hat und vom häuslichen Leben in die Hauslosigkeit gezogen ist und sein einzelnes Selbst zähmt, sein einzelnes Selbst in Einklang bringt, sein einzelnes Selbst zur Entfesslung bringt: seine verdienstvolle Tätigkeit - die Handlung des Hinausziehens - (kommt) nur einem Wesen (zugute).“

„Nun gut dann Brahmane, in diesem Fall werde ich dir eine Gegenfrage stellen.  Antworte, wie es dir angebracht erscheint.  Nun was denkst du?
Es gibt den Fall, in dem ein Tathagata in der Welt erscheint, würdig, rechtens selbst erwacht, vollendet in der klaren Kenntnis und im Verhalten, vollkommen, ein Kenner der Welt, unübertroffener Meister derer, die bereit sind gebändigt zu werden, Lehrer der Menschen und göttlichen Wesen, erwacht, erhaben.  Er verkündet:
‚Hier!  Dies ist der Weg, dies ist der Übungs-Pfad, den ich, nachdem ich mich darin geübt habe, als das unübertroffene Einmünden des heiligen Lebens bekannt mache (1), da ich es für mich selbst erfahren und verwirklicht habe.  Kommt!  Übt auch ihr euch in solch einer Weise, dass ihr in dem unübertroffenen Einmünden des heiligen Lebens verbleiben werdet, es genau im Hier und Jetzt für euch selbst erfahrend und verwirklichend.’ 
So lehrt der Lehrer das Dhamma und andere übern sich darin, für So-heit.  Und sie sind zu unzähligen Hunderten, unzähligen Tausenden, unzähligen Hunderttausenden.  
Wenn dies der Fall ist, kommt diese verdienstvolle Tätigkeit - die Handlung des Hinausziehens - unzähligen Wesen oder nur einem Wesen zugute?“

„Wenn dies der Fall ist, Meister Gotama, kommt diese verdienstvolle Tätigkeit - diese Handlung des Hinausziehens - unzähligen Wesen zugute.“

Nach diesen Worten sprach der ehrwürdige Ananda zu dem Brahmanen Sangarava:
„Welche dieser beiden Tätigkeiten, Brahmane, spricht dich als die weniger Schwierige, die weniger Gewaltsame, die Fruchtbarere und Einträglichere an?"

Nach diesen Worten sprach der Brahmane Sangarava zum ehrwürdigen Ananda:
„Gleichwie Meister Gotama und Meister Ananda, ich verehre sie, ich lobe sie (beide)."

Ein zweites Mal sprach der ehrwürdige Ananda zu ihm:
„Ich habe dich nicht gefragt, welche du verehrst und welche du lobst.  Ich frage dich, welche dieser beiden Tätigkeiten, Brahmane, spricht dich als die weniger Schwierige, die weniger Gewaltsame, die Fruchtbarere und Einträglichere an?"

Ein zweites Mal sprach der Brahmane Sangarava zum ehrwürdigen Ananda:
„Gleichwie Meister Gotama und Meister Ananda, ich verehre sie, ich lobe sie (beide)."

Ein drittes Mal sprach der ehrwürdige Ananda zu ihm:
„Ich habe dich nicht gefragt, welche du verehrst und welche du lobst.  Ich frage dich,
„Welche dieser beiden Tätigkeiten, Brahmane, spricht dich als die weniger Schwierige, die weniger Gewaltsame, die Fruchtbarere und Einträglichere an?"

Ein drittes Mal sprach der Brahmane Sangarava zum ehrwürdigen Ananda:
„Gleichwie Meister Gotama und Meister Ananda, ich verehre sie, ich lobe sie (beide)."

Dann dachte sich der Erhabene:
„Auf eine dreimal gestellte, berechtigte Frage von Ananda weicht der Brahmane Sangarava aus und antwortet nicht darauf.  Angenommen ich würde ihn (aus dieser Klemme) helfen."

So sprach der Erhabene zum Brahmanen Sangarava:
„Brahmane, welches Gesprächsthema kam heute auf, als sich das königliche Gericht im königlichem Palast versammelte?"

„Meister Gotama, folgendes Gesprächsthema kam heute auf, als sich das königliche Gericht im königlichem Palast versammelte:
‚In der Vergangenheit gab es wenig Mönche, aber viele die mit überlegenen menschlichen Kenntnissen versehen waren und das Wunder der übersinnlichen Macht dartaten.  
Jetzt gibt es viele Mönche, aber nur wenige, die mit überlegenen menschlichen Kenntnissen versehen sind und das Wunder der übersinnlichen Macht dartun.’ 
Dieses, Meister Gotama, Gesprächsthema kam heute auf, als sich das königliche Gericht im königlichem Palast versammelte."

„Brahmane, gibt es diese drei Wunder.  Welche drei?
Das Wunder der übersinnlichen Macht, das Wunder des Gedankenlesens und das Wunder der Unterweisung.

„Und was ist das Wunder der übernatürlichen Kräfte?
Es gibt den Fall, in dem ein bestimmter Mensch vielfältige übernatürlichen Kräfte ausübt.
Einer seiend, wird er viele; aus vielen, wird er einer.  Er erscheint.  Er verschwindet.  Er geht ungehindert durch Wände, Wälle und Berge, als wäre es Luft.  Er taucht in die Erde hinein und hinaus, als wäre es Wasser.  Er geht auf Wasser ohne hineinzusinken, als wäre es trockenes Land.  Er fliegt im Schneidersitz durch die Luft wie ein geflügelter Vogel.  Er berührt und streichelt mit seiner Hand selbst die Sonne und den Mond, die so mächtigen und gewaltigen.  Er wirkt mit seinem Körper sogar bis in die Brahma Welten hin. 
Dies nennt man das Wunder der übernatürlichen Kräfte.

„Und was ist das Wunder des Gedankenlesens?
Es gibt den Fall, in dem ein bestimmter Mensch (die Gedanken einer anderen Person) mittels eines Zeichens (Vision) liest (und dann sagt:)
‚Derart ist dein Denken, so denkst du, derart ist dein Geist.’  Und wie viel er auch lesen mag, genau so ist es und nicht anders.

„Dann gibt es den Fall, in dem ein bestimmter Mensch (die Gedanken einer anderen Person) nicht mittels eines Zeichens oder Vision liest, sondern indem er die Stimme eines Menschen, eines nicht-menschlichen Wesens oder einer Deva hört (und dann sagt:)
‚Derart ist dein Denken, so denkst du, derart ist dein Geist.’  Und wie viel er auch lesen mag, genau so ist es und nicht anders.

„Dann gibt es den Fall, in dem ein bestimmter Mensch (die Gedanken einer anderen Person) nicht mittels eines Zeichens oder Vision liest;
nicht indem er die Stimme eines Menschen, eines nicht-menschlichen Wesens oder einer Deva hört;
sondern indem er den Laut des gelenkten Gedanken und Bewertens eines gelenkten Gedanken und Bewerten denkenden Menschen hört (und dann sagt:)
‚Derart ist dein Denken, so denkst du, derart ist dein Geist.’  Und wie viel er auch lesen mag, genau so ist es und nicht anders.

„Dann gibt es den Fall, in dem ein bestimmter Mensch (die Gedanken einer anderen Person) nicht mittels eines Zeichens oder Vision liest;
nicht indem er die Stimme eines Menschen, eines nicht-menschlichen Wesens oder Deva hört;
nicht indem er den Laut des gelenkten Gedanken und Bewerten eines gelenkten Gedanken und Bewerten denkenden Menschen hört;
sondern, indem er eine von gelenkten Gedanken und Bewerten freie Geistessammlung erlangt hat und das Bewusstsein (des Anderen) mit seinem eigenen Bewusstsein umfassend, erkennt:
In Anbetracht wie die Gebilde (sankhāra) dieses Ehrwürdigen geneigt sind, werden die gelenkten Gedanken seines Geistes sofort über dieses nachdenken.’  Und wie viel er auch lesen möge, genau so ist es und nicht anders.

„Dies, Brahmane, ist das Wunder des Gedankenlesens.

„Und was ist das Wunder der Unterweisung?
Es gibt den Fall, in dem ein bestimmter Mensch Unterweisungen in dieser Weise gibt:
‚Lenkt eure Gedanken in dieser Weise, lenkt sie nicht in jener Weise.  Schenkt den Dingen in dieser Weise Beachtung, schenkt ihnen nicht in jener Weise Beachtung.  Lasst dieses gehen, tretet in jenes ein und verbleibt darin.’
Dies nennt man das Wunder der Unterweisung.

„Und diese sind die drei Wunder.

„Nun, Brahmane, welches der drei Wunder spricht dich als das Höchste und das Erhabenste an?"

„Meister Gotama, von den drei Wundern, das Wunder der übernatürlichen Kräfte betreffend, in dem ein bestimmter Mensch vielfältige übernatürlichen Kräfte ausübt:
‚Einer seiend, wird er viele; aus vielen, wird er einer.  Er erscheint.  Er verschwindet.  Er geht ungehindert durch Wände, Wälle und Berge, als wäre es Luft.  Er taucht in die Erde hinein und hinaus, als wäre es Wasser.  Er geht auf Wasser ohne zu sinken, als wäre es trockenes Land.  Er fliegt im Schneidersitz durch die Luft wie ein geflügelter Vogel.  Er berührt und streichelt mit seiner Hand selbst die Sonne und den Mond, die so mächtigen und gewaltigen.  Er wirkt mit seinem Körper sogar bis in die Brahma Welten hin.’ 
Dieses Wunder wird nur durch den Vollbringenden erlebt; es gehört nur dem Vollbringenden.  Es scheint mir von der Natur eines Trugbildes zu sein.

„Das Wunder betreffend, in dem ein bestimmter Mensch (die Gedanken einer anderen Person) mittels eines Zeichens (Vision) liest (sagend):
„Derart ist dein Denken, so denkst du, derart ist dein Geist.’  Und wie viel er auch lesen mag, genau so ist es und nicht anders.
Oder in dem ein bestimmter Mensch (die Gedanken einer anderen Person) nicht mittels eines Zeichens oder Vision liest, sondern indem er die Stimme eines Menschen, eines nicht-menschlichen Wesens oder einer Deva hört (und dann sagt:)
‚Derart ist dein Denken, so denkst du, derart ist dein Geist.’  Und wie viel er auch lesen mag, genau so ist es und nicht anders.
Oder in dem ein bestimmter Mensch (die Gedanken einer anderen Person) nicht mittels eines Zeichens oder Vision liest;
nicht indem er die Stimme eines Menschen, eines nicht-menschlichen Wesens oder einer Deva hört;
sondern indem er den Laut des gelenkten Gedanken und Bewertens eines gelenkten Gedanken und Bewerten denkenden Menschen hört (und dann sagt:)
‚Derart ist dein Denken, so denkst du, derart ist dein Geist’  Und wie viel er auch lesen mag, genau so ist es und nicht anders.
Oder in dem ein ein bestimmter Mensch (die Gedanken einer anderen Person) nicht mittels eines Zeichens oder Vision liest;
nicht indem er die Stimme eines Menschen, eines nicht-menschlichen Wesens oder Deva hört;
nicht indem er den Laut des gelenkten Gedanken und Bewerten eines gelenkten Gedanken und Bewerten denkenden Menschen hört;
sondern, indem er eine von gelenkten Gedanken und Bewerten freie Geistessammlung erlangt hat und das Bewusstsein (des Anderen) mit seinem eigenen Bewusstsein umfassend, erkennt:
In Anbetracht wie die Gebilde dieses Ehrwürdigen geneigt sind, werden die gelenkten Gedanken seines Geistes sofort über dieses nachdenken’  Und wie viel er auch lesen möge, genau so ist es und nicht anders.’
Dieses Wunder wird nur durch den Vollbringenden erlebt; es gehört nur dem Vollbringenden.  Es scheint mir von der Natur eines Trugbildes zu sein.

„Das Wunder betreffend, in dem ein bestimmter Mensch Unterweisungen in dieser Weise gibt:
‚Lenkt eure Gedanken in dieser Weise, lenkt sie nicht in jener Weise.  Schenkt den Dingen in dieser Weise Beachtung, schenkt ihnen nicht in jener Weise Beachtung.  Lasst dieses gehen, tretet in jenes ein und verbleibt darin.’
Dieses Wunder spricht mich als das Höchste und das Erhabenste an.

 „Es ist wunderbar, Meister Gotama.  Es ist erstaunlich, wie gut dies von Meister Gotama gesagt wurde.  Und wir denken, dass Meister Gotama mit diesen drei Wundern versehen ist.

„Meister Gotama übt vielfältige übersinnliche Kräfte aus.
Einer seiend, wird er viele; aus vielen, wird er einer.  Er erscheint.  Er verschwindet.  Er geht ungehindert durch Wände, Wälle und Berge, als wäre es Luft.  Er taucht in die Erde hinein und hinaus, als wäre es Wasser.  Er geht auf Wasser ohne hineinzusinken, als wäre es trockenes Land.  Er fliegt im Schneidersitz durch die Luft wie ein geflügelter Vogel.  Er berührt und streichelt mit seiner Hand selbst die Sonne und den Mond, die so mächtigen und gewaltigen.  Er wirkt mit seinem Körper sogar bis in die Brahma Welten hin. 

„Nachdem Meister Gotama eine von gelenkten Gedanken und Bewerten freie Geistessammlung erlangt hat und das Bewusstsein (des Anderen) mit seinem eigenen Bewusstsein umfassend, erkennt er:
In Anbetracht wie die Gebilde dieses Ehrwürdigen geneigt sind, werden die gelenkten Gedanken seines Geistes sofort über dieses nachdenken.’

„Meister Gotama gibt Unterweisungen in dieser Weise:
‚Lenkt eure Gedanken in dieser Weise, lenkt sie nicht in jener Weise.  Schenkt den Dingen in dieser Weise Beachtung, schenkt ihnen nicht in jener Weise Beachtung.  Lasst dieses gehen, tretet in jenes ein und verbleibt darin.’

„Natürlich, Brahmane, hast du gegenüber mir anmaßende Worte gesprochen, aber dennoch werde ich dir antworten.
Ja, ich übe vielfältige übernatürlichen Kräfte aus.

„Einer seiend, werde ich viele; aus vielen, werde ich einer.  Ich erscheine.  Ich verschwinde.  Ich gehe ungehindert durch Wände, Wälle und Berge, als wäre es Luft.  Ich tauche in die Erde hinein und hinaus, als wäre es Wasser.  Ich gehe auf Wasser ohne hineinzusinken, als wäre es trockenes Land.  Ich fliege im Schneidersitz durch die Luft wie ein geflügelter Vogel.  Ich berühre und streichle mit seiner Hand selbst die Sonne und den Mond, die so mächtigen und gewaltigen.  Ich wirke mit meinem Körper sogar bis in die Brahma Welten hin. 

„Nachdem ich eine von gelenkten Gedanken und Bewerten freie Geistessammlung erlangt habe und das Bewusstsein (des Anderen) mit seinem eigenen Bewusstsein umfassend, erkenne ich:
In Anbetracht wie die Gebilde dieses Ehrwürdigen geneigt sind, werden die gelenkten Gedanken seines Geistes sofort über dieses nachdenken.’ 

„Ich gebe Unterweisungen in dieser Weise:
‚Lenkt eure Gedanken in dieser Weise, lenkt sie nicht in jener Weise.  Schenkt den Dingen in dieser Weise Beachtung, schenkt ihnen nicht in jener Weise Beachtung.  Lasst dieses gehen, tretet in jenes ein und verbleibt darin.’“

„Abgesehen von Meister Gotama, gibt es einen weiteren Mönch, der mit diesen drei Wundern versehen ist?"

„Brahmane, gibt es nicht nur hundert weitere Mönche, zweihundert weitere Mönche, dreihundert weitere Mönche, vierhundert weitere Mönche, fünfhundert weitere Mönche:
Es gibt weit mehr Mönche, die mit diesen drei Wundern versehen sind."

„Und Meister Gotama, wo leben jene Mönche jetzt?"

„In eben dieser Mönchsgemeinschaft."

„Großartig, Herr.  Großartig!  Als ob er aufrecht stellen würde, was umgestürzt war, enthüllen würde, was verborgen war, dem Verlorenen den Weg zeigen würde oder eine Lampe in die Dunkelheit tragen würde, so dass jene mit Augenlicht Formen sehen könnten,
in gleicher Weise hat der Erhabene - durch viele Denkweisen - das Dhamma klar  gemacht.  Ich nehme Zuflucht beim Erhabenen, im Dhamma und in der Mönchsgemeinschaft.  Möge der Erhabene sich an mich als Laiengetreuen erinnern, der von diesem Tag an Zuflucht genommen hat, fürs Leben."


Anmerkungen

(1)  Der Kommentar teilt diesen Ausdruck in zwei:
das Unübertroffene bezieht sich auf Nibbana.  
Das Einmünden/an Land kommen (ogadha) des heiligen Lebens bezieht sich auf den Pfad der Arahatschaft.  Die Analogie ist jenes des Strom Überquerens: wenn man sich dem anderen Ufer nähert, erreicht man einen Punkt, wo man einen Boden berühren kann und Fuß fassen kann, auch wenn man noch nicht am Ufer ist, ist man sicher davon weggefegt zu werden.  Im ganzen Kanon jedoch wird das Wort Fuß fassen häufig in Verbindung mit Entfesslung und das Unsterbliche (Todlose) verwendet.


translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu