Dighajanu (Vyagghapajja) Sutta

An Dighajanu

Ich habe gehört, dass bei einer Gelegenheit sich der Erhabene unter den Koliyer aufhielt.  Dort gibt es eine Stadt namens Kakkarapatta.  Dann begab sich Dighajanu, (1) der Koliyer, zum Erhabenen und tauschte beim Eintreffen höfliche Grüsse mit ihm aus.  Nach einem Austausch von freundlichen Grüssen und Höflichkeiten setzte er sich zur Seite.  Als er da saß, sprach er zum Erhabenen:
„Wir sind Laien und erfreuen uns an der Sinnlichkeit; wir leben umgeben von Ehegattinnen und Kinder; wir benutzen Kasi Stoffe und Sandelholz; wir tragen Girlanden, Düfte und Salben; wir handhaben Gold und Silber.  Möge der Erhabene das Dhamma für unsereiner lehren, für unser Heil und Wohl in diesem Leben, für unser Heil und Wohl in kommenden Leben."

(Der Erhabene sprach:)
„Es gibt diese vier Eigenschaften, Tigertatze, die zu Heil und Wohl eines Laien in diesem Leben führen.  Welche vier?
In der Unternehmung vollkommen zu sein, in der Wachsamkeit vollkommen zu sein, vortreffliche Freundschaft und eine stimmige Lebensweise.

„Und was bedeutet es, in der Unternehmung vollkommen zu sein?
Es gibt den Fall, in dem ein Laie, mit welcher Beschäftigung auch immer er seinen Lebensunterhalt verdient - ob durch Ackerbau oder Handel oder Viehzucht oder Bogenschießen oder als ein Mann des Königs oder durch irgendein anderes Handwerk - darin klug und unermüdlich ist, mit genug Urteilsvermögen versehen ist, um Dinge anzuordnen und durchzuführen.
Dies nennt man, in der Unternehmung vollkommen zu sein.

„Und was bedeutet es, in der Wachsamkeit vollkommen zu sein?
Es gibt den Fall, in dem ein Laie rechtschaffenen Reichtum besitzt - den er rechtschaffen erworben hat durch seine Unternehmung, sein Streben, seine Bemühungen, durch die Kraft seines Armes angehäuft hat und durch den Schweiß seiner Stirn angesammelt hat - und es ihm gelingt, ihn durch Wachsamkeit schützen (indem er denkt):
‚Wie könnten weder Könige noch Diebe sich mit meinen Eigentum davon machen, weder Feuer es verbrennen, noch Wasser es wegspülen, noch hasserfüllte Erben sich mit ihm davon machen?’
Dies nennt man, in der Wachsamkeit vollkommen zu sein.

„Und was bedeutet vortreffliche Freundschaft?
Es gibt den Fall, in dem ein Laie, in welcher Stadt oder Dorf auch immer er wohnen mag, Zeit verbringt mit Haushältern oder Haushältersöhnen, junge oder alte, die in der Tugend gereift, mit Überzeugung versehen, mit Tugend, mit Großzügigkeit versehen und mit Erkenntnis versehen sind.  Er spricht mit ihnen und verwickelt sie in Gespräche.  Er eifert den in der Überzeugung Vollkommenen in der vollkommenen Überzeugung nach, den in der Tugend Vollkommenen in der vollkommenen Tugend nach, den in der Großzügigkeit Vollkommenen in der vollkommenen Großzügigkeit nach und den in der Erkenntnis Vollkommenen in der vollkommenen Erkenntnis nach.
Dies nennt man vortreffliche Freundschaft.

„Und was bedeutet eine stimmige Lebensweise?
Es gibt den Fall, in dem ein Laie, das Einkommen und die Ausgaben seines Reichtums kennend, eine stimmige Lebensweise unterhält, weder ein Verschwender noch ein Pfennigfuchser ist (und er dabei denkt:)
‚Derart wird mein Einkommen meine Ausgaben überschreiten und meine Ausgaben werden nicht mein Einkommen überschreiten.’ 
Gleichwie ein Waagemeister oder sein Lehrling, wenn er die Waage hält, weiß:
‚Es ist um so viel nach unten gekippt oder um so viel nach oben gekippt’,
in der gleichen Weise hält der Laie, das Einkommen und die Ausgaben seines Reichtums kennend, eine stimmige Lebensweise ein, weder ein Verschwender noch ein Pfennigfuchser (und er denkt dabei:)
‚Derart wird mein Einkommen meine Ausgaben überschreiten und meine Ausgaben werden nicht mein Einkommen überschreiten.’
Wenn ein Laie ein kleines Einkommen hat, aber eine grandiose Lebensweise unterhält, wird man von ihm munkeln:
‚Dieser Sippengenosse verschlingt seinen Reichtum wie ein Obstbaumesser.’ (2) 
Wenn ein Laie ein großes Einkommen hat, aber eine erbärmliche Lebensweise unterhält, wird man von ihm munkeln:
‚Dieser Sippengenosse wird durch Hunger sterben.’
Aber wenn ein Laie, das Einkommen und die Ausgaben seines Reichtums kennend, eine stimmige Lebensweise einhält, weder ein Verschwender noch ein Pfennigfuchser ist (und er dabei denkt:)
‚Derart wird mein Einkommen meine Ausgaben überschreiten und meine Ausgaben werden nicht mein Einkommen überschreiten’, 
nennt man dies eine stimmige Lebensweise.

„Diese sind die vier Abflüsse seines angehäuften Reichtums:
sexuelle Ausschweifung, Trunkenheit, Ausschweifung im Glücksspiel und schlechte Freundschaft, schlechte Gefährtschaft, schlechte Kameradschaft.
Gleichwie wenn es einen großen Stausee mit vier Zuflüsse und vier Abflüsse gäbe und ein Mann die Zuflüsse schließen würde, die Abflüsse öffnen würde und der Himmel keine richtigen Regenschauer hinabschütten würde, man dann die Abnahme des großen Stausees erwarten könnte und nicht seine Zunahme.
In der gleichen Weise sind diese die vier Abflüsse seines angehäuften Reichtums: sexuelle Ausschweifungen, Trunkenheit, Ausschweifungen im Glücksspiel und schlechte Freundschaft, schlechte Gefährtschaft, schlechte Kameradschaft.

„Diese sind die vier Zuflüsse seines angehäuften Reichtums:
keine sexuelle Ausschweifungen, keine Trunkenheit, keine Ausschweifungen im Glücksspiel und vortreffliche Freundschaft, vortreffliche Gefährtschaft, vortreffliche Kameradschaft.
Gleichwie wenn es einen großen Stausee mit vier Zuflüsse und vier Abflüsse gäbe und ein Mann die Zuflüsse öffnen würde, die Abflüsse schließen würde und der Himmel richtige Regenschauer hinabschütten würde, man dann die Zunahme des großen Stausees erwarten könnte und nicht seine Abnahme.
In der gleichen Weise sind diese die vier Zuflüsse seines angehäuften Reichtums:
keine sexuelle Ausschweifungen, keine Trunkenheit, keine Ausschweifungen im Glücksspiel und vortreffliche Freundschaft, vortreffliche Gefährtschaft, vortreffliche Kameradschaft.

„Diese, Tigertatze, sind die vier Eigenschaften, zu die Heil und Wohl eines Laien in diesem Leben führen.

„Es gibt diese vier Eigenschaften, Tigertatze, die zu Heil und Wohl eines Laien in kommenden Leben führen.  Welche vier?
In der Überzeugung vollkommen zu sein, in der Tugend vollkommen zu sein, in der Großzügigkeit vollkommen zu sein, in der Erkenntnis vollkommen zu sein.

„Und was bedeutet es, in der Überzeugung vollkommen zu sein?
Es gibt den Fall, in dem ein Schüler der Edlen Überzeugung hat, vom Erwachen des Tathagatas überzeugt ist:
‚Der Erhabener ist wahrhaftig würdig und rechtens selbst erwacht, vollendet in der klaren Kenntnis und im Verhalten, vollkommen, ein Kenner der Welt, unübertroffener Meister derer, die bereit sind gebändigt zu werden, Lehrer der Menschen und göttlichen Wesen, erwacht, erhaben.’
Dies nennt man, in der Überzeugung vollkommen zu sein.

„Und was bedeutet es, in der Tugend vollkommen zu sein?
Es gibt den Fall, in dem ein Schüler der Edlen es unterlässt  Leben zu nehmen, es unterlässt zu stehlen, sich der Unzucht enthält, es unterlässt zu lügen, sich der Achtlosigkeit verursachenden Rauschmitteln enthält.
Dies nennt man, in der Tugend vollkommen zu sein.

„Und was bedeutet es, in der Großzügigkeit vollkommen zu sein?
Es gibt den Fall eines Schülers der Edlen, dessen Bewusstsein vom Makel der Geizes geläutert ist, mit festen Wohnsitz, der sehr großzügig und freigebig ist, sich daran erfreut, großherzig zu sein, auf Gesuche eingeht und sich am Almosen Spenden erfreut.
Dies nennt man, in der Großzügigkeit vollkommen zu sein.

„Und was bedeutet es, in der Erkenntnis vollkommen zu sein?
Es gibt den Fall, in dem ein Schüler der Edlen erkenntnisreich, mit der Erkenntnis des Entstehens und Vergehens versehen ist - edel, durchdringend, zum rechten Ende von Stress (dukkha) führend.
Dies nennt man, in der Erkenntnis vollkommen zu sein.

„Diese, Tigertatze, sind die vier Eigenschaften, die zu Heil und Wohl eines Laien in kommenden Leben führen."


Umsichtig im Handhaben
und im Betätigen seiner Beschäftigung,
stimmige Lebensweise einzuhalten,
so schützt man seinen angehäuften Reichtum.
Ein Mensch mit Überzeugung,
vollkommen in der Tugend,
großmütig, frei von Selbstsucht,
legt fortwährend den Weg
zur Sicherheit in den kommenden Leben frei.
Somit, wer das Haushälterleben wünscht,
dem wurden diese acht Eigenschaften, zu Heil und Glück führend
sowohl in diesem Leben als auch in kommenden Leben,
von jenem verkündet,
dessen Name
Wahrheit ist.
Und auf diese Weise, für Haushälter,
nehmen Großzügigkeit und Verdienst zu.


Anmerkungen
  1.  Langknie.
  2. Kommentar: Wer mehr Obst von einen Baum schüttelt, als dass er möglicherweise essen könnte.

translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu