Gavi Sutta

Die Kuh

„Angenommen da wäre eine Bergkuh - die töricht, unerfahren, unvertraut mit ihrer Weide wäre, ungeschickt darin die schroffen Berge zu durchschweifen - und sie würde denken:
„Was wenn ich in eine Richtung ginge, in die ich nie zuvor gegangen bin, um Gras zu essen, das ich noch nie zuvor gegessen habe, um Wasser zu trinken, das ich noch nie zu vor getrunken habe!“  Sie würde ihren Hinterhuf heben, ohne den Vorderhuf fest aufgestellt zu haben und (als Folge) würde sie nicht in eine Richtung gehen können, in die sie nie zuvor gegangen wäre, um Gras zu essen, das sie noch nie zuvor gegessen hätte, um Wasser zu trinken, das sie noch nie zuvor getrunken hätte.  Und was den Ort betrifft, an dem sie gestanden wäre, als sie sich gedacht hätte:
‚Was wenn ich in eine Richtung ginge, in die ich nie zuvor gegangen bin, um Gras zu essen, das ich noch nie zuvor gegessen habe, um Wasser zu trinken, das ich noch nie zu vor getrunken habe’, dorthin würde sie nicht sicher zurückkehren.  Warum ist das so?
Weil sie eine törichte, unerfahrene Bergkuh ist, mit ihrer Weide unvertraut und ungeschickt darin, die schroffen Berge zu durchschweifen.

„In der gleichen Weise, gibt es Fälle, in denen ein Mönch -
der töricht, unerfahren und unvertraut mit seiner Weide ist, ungeschickt darin ist, von Sinnlichkeit und ungeschickten Eigenschaften zurückgezogen zu sein und in das erste Jhana einzutreten und darin zu verbleiben: Verzückung und Glücksgefühl, die aus der Zurückgezogenheit entstanden sind und von gelenkten Gedanken und Bewerten begleitet werden -
sich nicht an dieses Motiv hält, es nicht entfaltet, nicht pflegt oder sich nicht beständig in ihm festigt.  

„Er denkt sich:
‚Was wenn ich mit der Stillung der gelenkten Gedanken und Bewerten in das zweite Jhana eintreten und darin verbleiben würde: Verzückung und Glücksgefühl, die aus der Sammlung entstanden sind, Einheit des Bewusstseins frei von gelenkten Gedanken und Bewerten, innere Beruhigung?’
Er ist nicht fähig mit der Stillung der gelenkten Gedanken und Bewerten, in das zweite Jhana einzutreten und darin zu verbleiben: Verzückung und Glücksgefühl, die aus der Sammlung entstanden sind, Einheit des Bewusstseins frei von gelenkten Gedanken und Bewerten, innere Beruhigung. 

„Er denkt sich:
‚Was wenn ich, ganz von Sinnlichkeit und von ungeschickten Eigenschaften zurückgezogen, in das erste Jhana eintreten und darin verbleiben würde: Verzückung und Glücksgefühl, die aus der Zurückgezogenheit entstanden sind und von gelenkten Gedanken und Bewerten begleitet werden?’ 
Er ist nicht fähig, ganz von Sinnlichkeit und von ungeschickten Eigenschaften zurückgezogen, in das erste Jhana einzutreten und darin zu verbleiben Verzückung und Glücksgefühl, die aus der Zurückgezogenheit entstanden sind und von gelenkten Gedanken und Bewerten begleitet werden. 
Dies nennt man einen Mönch, der beiderseits herabgefallen und beiderseits niedergegangen ist, wie die Bergkuh, die töricht, unerfahren, unvertraut mit ihrer Weide, ungeschickt darin die schroffen Berge zu durchschweifen, ist.

„Aber angenommen da wäre eine Bergkuh - die weise, erfahren, vertraut mit ihrer Weide wäre, geschickt darin, die schroffen Berge zu durchschweifen - und sie würde denken:
‚Was wenn ich in eine Richtung ginge, in die ich nie zuvor gegangen bin, um Gras zu essen, das ich noch nie zuvor gegessen habe, um Wasser zu trinken, das ich noch nie zu vor getrunken habe!“  Sie würde ihren Hinterhuf heben, erst nachdem sie den Vorderhuf fest aufgestellt hätte, und (als Folge) würde sie in eine Richtung gehen können, in die sie nie zuvor gegangen wäre, um Gras zu essen, das sie noch nie zuvor gegessen hätte, um Wasser zu trinken, das sie noch nie zuvor getrunken hätte.  Und was den Ort betrifft, an dem sie gestanden wäre, als sie sich gedacht hätte:
„Was wenn ich in eine Richtung ginge, in die ich nie zuvor gegangen bin, um Gras zu essen, das ich noch nie zuvor gegessen habe, um Wasser zu trinken, das ich noch nie zu vor getrunken habe”, dorthin würde sie sicher zurückkehren.  Warum ist das so?
Weil sie eine weise, erfahrene Bergkuh ist, mit ihrer Weide vertraut und geschickt darin, die schroffen Berge zu durchschweifen.

„In der gleichen Weise, gibt es Fälle, in denen ein Mönch -
der weise, erfahren, vertraut mit seiner Weide ist, geschickt darin ist, von Sinnlichkeit und ungeschickten Eigenschaften zurückgezogen zu sein und in das erste Jhana einzutreten und darin zu verbleiben: Verzückung und Glücksgefühl, die aus der Zurückgezogenheit entstanden sind und von gelenkten Gedanken und Bewerten begleitet werden -
sich an dieses Motiv hält, es entfaltet, es pflegt und sich darin festigt. 

„Er denkt sich:
‚Was wenn ich mit der Stillung der gelenkten Gedanken und Bewerten in das zweite Jhana eintreten und darin verbleiben würde: Verzückung und Glücksgefühl, die aus der Sammlung entstanden sind, Einheit des Bewusstseins frei von gelenkten Gedanken und Bewerten, innere Beruhigung?’
Ohne auf das zweite Jhana zu springen, tritt er mit der Stillung der gelenkten Gedanken und Bewerten in das zweite Jhana ein und verbleibt darin: Verzückung und Glücksgefühl, die aus der Sammlung entstanden sind, Einheit des Bewusstseins frei von gelenkten Gedanken und Bewerten, innere Beruhigung.. 
Er hält sich an dieses Motiv, entfaltet es, pflegt es und festigt sich darin. 

„Er denkt sich:
‚Was wenn ich mit dem Verblassen der Verzückung in Gleichmut, achtsam und wissensklar verbleiben und Glücksgefühl mit dem Körper empfinden würde, und in das dritte Jhana, von dem die Edlen sagen ‚Gleichmütig und achtsam, verweilt er in Glücksgefühl’, eintreten und darin verbleiben würde?’
Ohne auf das dritte Jhana zu springen, verbleibt er mit dem Verblassen der Verzückung in Gleichmut, achtsam und wissensklar und empfindet Glücksgefühl mit dem Körper.  Er tritt in das dritte Jhana ein, von dem die Edlen sagen:
‚Gleichmütig und achtsam, verweilt er im Glücksgefühl’, und verbleibt darin. 
Er hält sich an dieses Motiv, entfaltet es, pflegt es und festigt sich darin. 

„Er denkt sich:
‚Was wenn ich mit dem Aufgeben von Glücksgefühl und Schmerz, wie schon mit dem früheren Schwinden von Frohsinn und Gram, das vierte Jhana eintreten und darin verbleiben würde: Reinheit der Gleichmut und Achtsamkeit, weder-Wohlgefühl-noch-Wehgefühl?’
Ohne auf das vierte Jhana zu springen, tritt er mit dem Aufgeben von Glücksgefühl und Schmerz, wie schon mit dem früheren Schwinden von Frohsinn und Gram, in das vierte Jhana ein und verbleibt darin: Reinheit der Gleichmut und Achtsamkeit, weder-Wohlgefühl-noch-Wehgefühl. 
Er hält sich an dieses Motiv, entfaltet es, pflegt es und festigt sich darin. 

„Er denkt sich:
‚Was wenn ich mit dem vollständigen Überwinden der Formwahrnehmungen, mit dem Schwinden der Widerstandswahrnehmungen, Mannigfaltigkeitswahrnehmungen nicht beachtend und unendlichen Raum (wahrnehmend), in die Dimension der Raumunendlichkeit eintreten und darin verbleiben würde?’
Ohne auf die Dimension der Raumunendlichkeit zu springen, tritt er mit dem vollständigen Überwinden der Formwahrnehmungen, mit dem Schwinden der Widerstandswahrnehmungen, Mannigfaltigkeitswahrnehmungen nicht beachtend und ‚unendlichen Raum’ (wahrnehmend), in die Dimension der Raumunendlichkeit ein und verbleibt darin.
Er hält sich an dieses Motiv, entfaltet es, pflegt es und festigt sich darin. 

„Er denkt sich:
‚Was wenn ich mit dem vollständigen Überwinden der Dimension der Raumunendlichkeit, ‚unendliche Bewusstheit’ (wahrnehmend), in die Dimension der Bewusstheitsunendlichkeit eintreten und darin verbleiben würde?’
Ohne auf die Dimension der Bewusstheitsunendlichkeit zu springen, tritt er mit dem vollständigen Überwinden der Dimension der Raumunendlichkeit, unendliche Bewusstheit (wahrnehmend), in die Dimension der Bewusstheitsunendlichkeit ein und verbleibt darin.
Er hält sich an dieses Motiv, entfaltet es, pflegt es und festigt sich darin. 

„Er denkt sich:
‚Was wenn ich mit dem vollständigen Überwinden der Dimension der Bewusstheitsunendlichkeit, ‚da ist nichts’ (wahrnehmend), in die Dimension des Nichts eintreten und darin verbleiben würde?’
Ohne auf die Dimension des Nichts zu springen, tritt er mit dem vollständigen Überwinden der Dimension der Bewusstheitsunendlichkeit, da ist nichts (wahrnehmend), in die Dimension des Nichts ein und verbleibt darin.
Er hält sich an dieses Motiv, entfaltet es, pflegt es und festigt sich darin. 

„Er denkt sich:
‚Was wenn ich mit dem vollständigen Überwinden der Dimension des Nichts, in die Dimension der Weder Wahrnehmung Noch Nicht-Wahrnehmung eintreten und darin verbleiben würde?’
Ohne auf die Dimension der weder Wahrnehmung noch Nicht-Wahrnehmung zu springen, tritt er mit dem vollständigen Überwinden der Dimension des Nichts in die Dimension der Weder Wahrnehmung Noch Nicht-Wahrnehmung ein und verbleibt darin.
Er hält sich an dieses Motiv, entfaltet es, pflegt es und festigt sich darin. 

„Er denkt sich:
‚Was wenn ich mit dem vollständigen Überwinden der Dimension der Weder Wahrnehmung Noch Nicht-Wahrnehmung, in die Beendigung von Wahrnehmung und Gefühl eintreten und darin verbleiben würde?’
Ohne auf die Beendigung von Wahrnehmung und Gefühl zu springen, tritt er mit dem vollständigen Überwinden der Dimension der Weder Wahrnehmung Noch Nicht-Wahrnehmung in die Beendigung von Wahrnehmung und Gefühl ein und verbleibt darin.
Er hält sich an dieses Motiv, entfaltet es, pflegt es und festigt sich darin. 

„Wenn ein Mönch eben diese Errungenschaft betritt und daraus hervorkommt, ist sein Geist geschmeidig und formbar.  Mit seinem geschmeidigen, formbaren Geist, ist grenzenlose Geistessammlung gut entfaltet.  Mittels dieser gut entfalteten und unermesslichen Geistessammlung, je nachdem, welchem der sechs höheren Kenntnisse er seinen Geist zuwendet um sie zu erkennen und zu verwirklichen, kann er sie dann für sich selbst erleben, wenn es ein Öffnen gibt.

Wenn er will, übt er vielfältige übernatürlichen Kräfte aus.   
Einer seiend, wird er viele; aus vielen, wird er einer.  Er erscheint.  Er verschwindet.  Er geht ungehindert durch Wände, Wälle und Berge, als wäre es Luft.  Er taucht in die Erde hinein und hinaus, als wäre es Wasser.  Er geht auf Wasser ohne zu sinken, als wäre es trockenes Land.  Er fliegt im Schneidersitz durch die Luft wie ein geflügelter Vogel.  Er berührt und streichelt mit seiner Hand selbst die Sonne und den Mond, die so mächtigen und gewaltigen.  Er wirkt mit seinem Körper sogar bis in die Brahma Welten hin. 
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.

Wenn er will, vernimmt er - mittels des göttlichen Ohrs, dem geläuterten und das Menschliche übertreffend - beiderlei Laute, göttliche und menschliche, nah oder fern.  
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.

Wenn er will, kennt er das Bewusstsein anderer Wesen, anderer Personen, indem er es mit seinem eigenen Bewusstsein umfasst. 
Er erkennt einen Geist mit Leidenschaft als ein Geist mit Leidenschaft und einen Geist ohne Leidenschaft als Geist ohne Leidenschaft. 
Er erkennt einen Geist mit Abneigung als ein Geist mit Abneigung und ein Geist ohne Abneigung als Geist ohne Abneigung. 
Er erkennt einen Geist mit Verblendung als Geist mit Verblendung und ein Geist ohne Verblendung als Geist ohne Verblendung. 
Er erkennt einen eingeschränkten Geist als eingeschränkten Geist und einen zerstreuten Geist als einen zerstreuten Geist.
Er erkennt einen ausgeweiteten Geist als einen ausgeweiteten Geist und ein einen nicht ausgeweiteten Geist als einen nicht ausgeweiteten Geist.
Er erkennt einen übertreffbaren Geist als einen übertreffbaren Geist und eine unübertroffen Geist als einen unübertroffen Geist.
Er erkennt einen gesammelten Geist als einen gesammelten Geist und einen ungesammelten Geist als einen ungesammelten Geist.
Er erkennt einen befreiten Geist als einen befreiten Geist und einen unbefreiten Geist als einen unbefreiten Geist.
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.

Wenn er will, ruft er sich seine vielfältigen vergangenen Leben (1) ins Gedächtnis zurück. Nämlich eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier, fünf, zehn, zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig, hundert, tausend, hunderttausend, zahllose Weltzeitalter der Zusammenziehung des Alls, zahllose Weltzeitalter der Ausdehnung des Alls, zahllose Weltzeitalter der Zusammenziehung und der Ausdehnung des Alls (wobei er sich erinnert:),
Dort hatte ich solch einen Namen, gehörte ich solch einer Sippe an, hatte ich solch ein Äußeres.  Derart war meine Nahrung, derart war meine Erfahrung mit Wohlgefühl und Wehgefühl, derart war mein Lebensende.  Nachdem ich von diesem Zustand dahingeschieden war, erschien doch dort wieder.
Auch dort hatte ich solch einen Namen, gehörte ich solch einer Sippe an, hatte ich solch ein Äußeres.  Derart war meine Nahrung, derart war meine Erfahrung mit Wohlgefühl und Wehgefühl, derart war mein Lebensende.  Nachdem ich von diesem Zustand dahingeschieden war, erschien ich hier wieder. So erinnert er sich seiner vielfältigen vergangenen Leben in seinen Formen und Einzelheiten.
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.

Wenn er will, sieht er - mittels des göttlichen Auges, dem geläuterten und das Menschliche übertreffend - wie Wesen vergehen und wieder erscheinen, und er erkennt, wie sie ihrem Kamma entsprechend unterrangig und höher stehend, schön und hässlich, glücklich und glücklos sind:
Diese Wesen - die mit schlechtem Verhalten in Körper, Sprache und Geist versehen waren, die die Edlen schmähten, verkehrte Ansichten hatten und Handlungen von verkehrten Ansichten beeinflusst begingen - sind beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, in der Ebene der Entbehrung, in der schlechten Bestimmung, in den niedrigen Reichen, in der Hölle wiedererschienen.
Aber jene Wesen - die mit gutem Verhalten in Körper, Sprache und Geist versehen waren, die die Edlen nicht schmähten, rechte Ansichten hatten und Handlungen von rechten Ansichten beeinflusst begingen - sind beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, in der guten Bestimmung, in den himmlischen Welten wiedererschienen.’ 
Somit - mittels des göttlichen Auges, dem geläuterten und das Menschliche übertreffend - sieht er, wie Wesen ihrem Kamma entsprechend vergehen und wieder erscheinen, und erkennt er, wie sie unterrangig und höher stehend, schön und hässlich, glücklich und glücklos sind.
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.

„Wenn er will, dann durch das Enden der geistigen Ausströmungen (āsava), verweilt er in der Bewusstseins-Befreiung ohne geistige Ausströmungen und in der Befreiung durch Erkenntnis, sie genau im Hier und Jetzt für sich selbst erfahrend und verwirklichend.
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.“


Anmerkungen

(1) Wörtlich: frühere zu Hause, frühere Heimaten.

translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu