Kanthaka Sutta

Dornen

Bei einer Gelegenheit hielt sich der Erhabene in der Nähe von Vesali, im Großen Wald, in der Giebeldachhalle, auf .zusammen mit vielen sehr bekannten älteren Schülern, dem ehrwürdigen Pala, dem ehrwürdigen Upapāla, dem ehrwürdigen Kakka
a, dem ehrwürdigen Kaimbha, dem ehrwürdigen Nikaa, dem ehrwürdigen Kaissaha (1) und mit anderen sehr bekannten älteren Schülern.  Und bei dieser Gelegenheit tauchten viele sehr bekannte Licchavier, einer nach dem anderen in günstigen Fuhrwerken mit lauten, großen Lärm rasend, in den Großen Wald ein, um den Erhabenen zu besuchen.

Dann dachten sich die Ehrwürdigen:
„Diese vielen, sehr bekannten Licchavier, einer nach dem anderen in günstigen Fuhrwerken mit lauten, großen Lärm rasend, tauchen in den Großen Wald ein, um den Erhabenen zu besuchen. 
Nun sagt der Erhabene, dass Lärm ein Dorn (eine Hemmung) für die Jhana sei.  Was wäre, wenn wir in den Gosinga Sala Waldpark gingen?  Dort würden wir bequem verweilen, mit geringen Lärm und geringem Gedränge."

Somit gingen die Ehrwürdigen in den Gosiga Sala Waldpark.  Dort verweilten sie bequem, in geringem Lärm und geringem Gedränge.

Dann richtete sich der Erhabene an die Mönche:
„Wo ist Pala, Mönche?  Wo ist Upapāla?  Wo ist Kakkaa?  Wo ist Kaimbha?  Wo ist Nikaa?  Wo ist Kaissaha?  Wohin haben sich diese älteren Schüler begeben?"

Gerade nun, Herr, dachten sich die Ehrwürdigen:
‚Diese vielen, sehr bekannten Licchavier, einer nach dem anderen in günstigen Fuhrwerken mit lauten, großen Lärm rasend, tauchen in den Großen Wald ein, um den Erhabenen zu besuchen. 
Nun sagt der Erhabene, dass Lärm ein Dorn für die Jhana sei.  Was wäre, wenn wir in den Gosiga Sala Waldpark gingen?  Dort würden wir bequem verweilen, in geringem Lärm und geringem Gedränge.’"

Sehr gut, Mönche, sehr gut, was diese großen, recht erklärenden Schüler zu Recht erklärt haben, denn ich habe gesagt, dass Lärm ein Dorn für die Jhana sei.

„Mönche, gibt es diese zehn Dornen. Welche zehn?

„Für den Abgeschiedenheit Liebenden ist die Liebe zum Menschengewirr ein Dorn.
Für den das Motiv des Unschönen Bestrebenden ist das Motiv des Schönen ein Dorn.
Für den die Sinnestore Bewachenden sind (Theater-) Vorstellungen ein Dorn.
Für den keuschen Wandel Führenden ist die Nähe zu Frauen ein Dorn.
Für das erste Jhana ist Lärm ein Dorn. (3)
Für das zweite Jhana sind gelenkten Gedanken und Bewerten Dornen.
Für das dritte Jhana ist Verzückung ein Dorn.
Für das vierte Jhana sind der In- und der Ausatem Dornen. (4)
Für die Erreichung der Beendigung von Gefühl und Wahrnehmung sind Wahrnehmung und Gefühle Dornen.
Leidenschaft ist ein Dorn.  Abneigung ist ein Dorn.  Verblendung ist ein Dorn.

„Verweilt ohne Dornen, Mönche!  Verweilt ohne Dornen, Mönche!  Die Arahants sind ohne Dornen, Mönche. Die Arahants sind ohne Dornen, sind frei von Dornen."  (5)


Anmerkungen

(1)  Es gibt keine allgemeine Übereinstimmung dieser Namen bei den verschiedenen Ausgaben.  Hier sind sie wiedergegeben, wie sie in der Thai-Ausgabe stehen..

(2)  Es lautet paramparāya in der Thai-Edition.  Parampara wird manchmal als ‚aufeinanderfolgend’ übersetzt, aber in Pacittiya 33 es bedeutet natürlich ‚außerplanmäßig’, eine Bedeutung, die hier von Bedeutung zu sein scheint.  Die Licchavier werden auch in anderen Zusammenhängen als lärmend dargestellt.  Siehe zum Beispiel DN 16.

(3)  Dieser Absatz wurde als Beweis dafür angeführt worden, dass eine Person in der ersten Jhana außerstande sein muss, Geräusche zu hören.  Das Argument ist dabei, dass gelenkte Gedanken und Bewerten in der zweiten Jhana nicht vorhanden sind, Verzückung in der dritten Jhana nicht vorhanden ist, und so weiter, und somit Geräusche in der ersten Jhana nicht vorhanden sind.  Dieses Argument ignoriert jedoch den größeren Zusammenhang der Lehrrede in zwei Punkten:

a)  Wenn ‚Dorn’ etwas wäre, das nicht vorhanden sein kann, ohne das, was Dornen hat, zu zerstören, dann würde die Nähe zu Frauen die Keuschheit eines Mann zerstören, würde eine (Theater-) Vorstellung das Bewachen der Sinne zerstören, und so weiter.  Eine Auslegung von Dorn’, die folgerichtig für alle zehn Beispiele passend ist, wäre jedoch etwas, welches für das, was Dornen hat, Schwierigkeiten bereitet.  So zu sagen, dass Lärm ein Dorn für das erste Jhana ist, würde lediglich bedeuten, dass Lärm es schwer macht, in die Jhana einzutreten oder zu verbleiben.

b)  Wenn der Buddha ein Argument anbringen wollte, dass Lärm in der ersten Jhana nicht gehört werden kann, hätte er die älteren Mönche kritisiert, dass sie sich die Mühe gemacht hatten, den Grossen Wald zu verlassen, und hätte ihnen empfohlen, dass sie in die erste Jhana eintreten und darin bequem verbleiben sollten, wenn sie der Störung durch den Lärm entfliehen wollten.
AN 9.38 ansonsten erwähnt, dass eine Person in der ersten Jhana über dem Einfluss der fünf Saiten der Sinnlichkeit hinaus steht: verlockende Formen (Ansichten), Klänge, Düfte, Geschmäcker und Tastempfindungen.  Das heißt nicht, dass die Person in der ersten Jhana ist überhaupt nicht imstande wäre, sich über Sinnesobjekte bewusst zu sein.  Gemäß der Standard-Beschreibung der ersten Jhana tritt man in sie ein, wenn man von der Sinnlichkeit zurückgezogen ist, welche in AN 6.63 wie folgt definiert wird:

Die Leidenschaft für seine Absichten (Entschluss) ist eines Menschen Sinnlichkeit,
nicht die schönen sinnlichen Vergnügen,
die in der Welt zu finden sind.
Die Leidenschaft für seine Absichten ist eines Menschen Sinnlichkeit.

Das Schöne in der Welt bleibt, wie es ist,
jedoch die Weisen, in dieser Hinsicht,
bändigen ihre Begierde.

(4)  Siehe SN 36.11 und AN 9.31.

(5)  Dieser letzte Absatz folgt der Thai Lesart.  Die birmanische Ausgabe lautet:

„Verweilt ohne Dornen, Mönche!  Verweilt ohne Dornen, Mönche!  Verweilt ohne Dornen und frei von Dornen.  Die Arahants sind ohne Dornen, Mönche. Die Arahants sind frei von Dornen.  Die Arahants sind ohne Dornen, sind frei von Dornen."


Kanthaka Sutta: Thornes (AN 10.72)
translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu